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Joseph Haydn und seine Zeit in Eisenstadt

Mit dem Dienstantritt am Esterházy-Hof 1761 beginnt Haydns Leben in Eisenstadt. Ein sehr persönlicher Blick auf alltägliche Freuden und Leiden des Meisters.

Ein Foto von Schloss Esterházy in Eisenstadt.

Joseph Haydn und Eisenstadt – das gehört zusammen wie Mozart und Salzburg. Ab 1761 wirkte Haydn als Kapellmeister am Hofe der Esterházy und Eisenstadt sollte besonders für die nächsten 17 Jahre ein Lebensmittelpunkt des Komponisten werden. Sogar ein Haus mit dazugehörigem Garten konnte er dort von 1766 bis 1778 sein Eigen nennen. Doch wie kann man sich Haydns Alltag in Eisenstadt vorstellen? Welche Probleme beschäftigten ihn, welche Aufgaben hatte er und wie war sein Verhältnis zu seinen Kolleg:innen? Wir springen ins Eisenstadt der 1760er/70er Jahre und lernen Haydn in- und außerhalb seines Berufes kennen: als Ziehvater, Taufpate, Nachbar, Vorgesetzter und natürlich Musiker.

Eisenstädter Lebensmomente von Joseph Haydn

Wir schreiben das Jahr 1761. Es ist Frühling in Eisenstadt und unser Blick schweift über die Ortschaft zu unseren Füßen. Die Stadt ist seit Mitte des 17. Jahrhunderts in ihrer Verwaltung zweigeteilt: Ein Teil Eisenstadts ist eine bürgerliche Freistadt, während der andere in herrschaftlichem Besitz ist. Dominierend ist das von einem Wassergraben umgebene Schloss der Adelsfamilie Esterházy, aber wir erkennen noch weitere Häuser und eine Stadtmauer. Um die 200 Häuser müssten es sein, in denen etwa 2.300 Einwohner:innen leben. Das Stadtbild ist bunt – hier leben Menschen aus allen sozialen Schichten. Neben einfachen Tagelöhnern, Winzern und Dienstboten findet man hier auch sozial höher Gestellte wie Händler und etwa 400 Handwerker. Die Oberschicht bilden jedoch die Adeligen, die Beamten, die freien Berufe (wie der Stadtmedicus, der Apotheker, der Stadtnotär und Lehrer) und Geistliche. So präsentiert sich Eisenstadt seinem neuen und wohl berühmtesten Bewohner Joseph Haydn.

Haydn kommt nach Eisenstadt und wohnt bei Adalbert von Kussenics

Der 29-jährige Joseph Haydn tritt in diesem Frühling 1761 offiziell seinen Dienst unter Fürst Paul II. Anton Esterházy an. Zunächst ist er noch Vizekapellmeister und soll den aufgrund seines Alters zunehmend unpässlichen Oberkapellmeister Gregor Joseph Werner unterstützen. Seit einem knappen halben Jahr ist Haydn außerdem ein verheirateter Mann, denn er hatte am 16. November 1760 Maria Anna Theresia Keller im Wiener Stephansdom geehelicht. Zusammen mit seiner Frau folgt er dem Ruf nach Eisenstadt.

Bereits vor 1761 hatte Fürst Paul II. Anton das alte herrschaftliche Apothekengebäude an der Ostseite des Schlosses zu Musikerquartieren umbauen lassen – allerdings sind diese nur Ledigen vorbehalten. Haydn wird daher mit seiner Frau privat untergebracht. Durch einen Strafprozessakt aus dem Jahr 1762 ist gesichert, dass Haydn zumindest eine Zeit lang im Haus des Eisenstädter Bürgers Adalbert von Kussenics wohnt: „[…] das Adalbert Kussenitsche Hauß, allwo H. Kapellmeister in Quartir ist, […]“. Die Adresse ist damals die Hauptstraße, heute wäre das die Fanny-Elßler-Gasse 1.

Haydn wird von seinem Ziehsohn bestohlen

Der genannte Strafprozessakt gibt aber nicht nur Auskunft über die Wohnsituation Haydns. In dem Dokument können wir von einem siebenjährigen Knaben namens Ludwig Hähnl lesen, der eigentlich aus Linz stammt. Spannend ist hier folgender Zusatz: Ludwig Hähnl ist ein „[…] vom fürstlichen H. Kapelmeister Joseph Hayden an Kindes statt angenohmener Knab […].“ Er ist also Haydns Ziehson!

Brav ist der kleine Ludwig allerdings nicht, denn im Dokument wird ihm vorgeworfen, seinen Ziehvater mehrmals bestohlen zu haben. Und auch sonst ist er nicht auf den Mund gefallen, denn „[…] er sagt auch zu Hauß, welches zu erstaunen! er wüste schon wie es man und Weib macht, wann er einmahlen wird heurathen.“. Derartiges wird weder im Hause Haydn noch vor Gericht ohne Strafe geduldet, doch man ist sich beschwichtigend einig: Weil Haydn „[…] diesen gottlosen buben ohne dem schon zu Hauß bis auf das blut mit rutten hat streichen lassen […]“ (körperliche Züchtigung von Kindern ist zu dieser Zeit leider üblich), beschließt man, den Knaben in die Obhut eines Priesters zu geben.

So unrühmlich endet Joseph Haydns Zeit als Ziehvater des kleinen Ludwig. Eigene (eheliche) Kinder sollte er nicht haben, doch er wird künftig immer wieder Taufpate sein, so etwa für die Kinder seiner Musikerkollegen Joseph Franz Weigl und Alois Tomasini.

Haydn kauft ein Haus in Eisenstadt

Mit einem Kaufvertrag vom 2. Mai 1766 ist es offiziell: Haydn ist Hausbesitzer in der damaligen Klosterzeile Nr. 82, heute Haydngasse 21. Der Kapellmeister kauft es der Vorbesitzerin Euphrosina Schleicher ab, die sich allerdings vertraglich ein Wohnrecht für jährlich 20 Gulden sichert. Bis zu ihrem Tod im Jänner 1767 ist sie wohl Untermieterin beim Ehepaar Haydn. Auch danach dient ein Teil des Hauses der Unterbringung von Gästen und Schülern Haydns, so zum Beispiel im Falle jungen Ignaz Pleyel. Er ist von 1772 bis 1777 bei Haydn in Pension, denn Graf Erdődy bezahlt ihm dort eine musikalische Ausbildung.

Zum Haus gehören noch weitere Gründe, zum Beispiel ein Weingarten auf der Höhe des heutigen Leopoldinentempels im Eisenstädter Schlosspark. Bis heute bekannt ist auch Haydns Kräutergarten, der in einem Grundbuch von 1771 als „Ein Kuchlgärtl hinter den Spittal“ angeführt wird.

Für den Hauskauf muss sich Haydn jedoch Geld leihen – 1771 bittet er seinen Dienstherrn um einen Vorschuss, um die Schuld abbezahlen zu können.

Haydns Haus brennt zweimal ab und wird mithilfe des Fürsten Esterházy wieder aufgebaut

In den Jahren 1768 und 1776 suchen Stadtbrände Eisenstadt heim und auch Haydns Besitz wird von den Flammen nicht verschont. Fürst Nikolaus I. Esterházy – Paul II. Anton starb bereits im Jahr 1762 – finanziert beide Male die Sanierung. Sehr blumig beschreibt Haydns Biograph Albert Christoph Dies diese Begebenheiten:

„Haydn besaß in Eisenstadt ein kleines Haus, welches zweymahl ein Raub der Flammen wurde. Der großmüthige Fürst Nicolaus eilte beyde Mahl herbey, fand Haydn in Thränen, tröstete ihn, ließ das Haus wieder aufbauen, und die nöthige Einrichtung besorgen. Haydn, durch die Großmuth des Fürsten innigst gerührt, konnte dieselbe durch nichts, als Liebe, Anhänglichkeit und durch die Erzeugnisse seiner Muse, erwiedern.“

1768 fertigt Haydn eine Liste über Gegenstände an, die er beim Brand verloren hatte. Diese gibt uns einen Einblick in seinen Haushalt, so sind beispielsweise ein „feld beth samt bethgewand“, „50 stuck gezeichnete Bilder samt glaß und ram“, mehrere Kücheneinrichtungsgegenstände, ein Spieltisch, „2 stuck schwein“ und „14 stuck welsche Hüner samt verschiedenen gefüderten geflügel“, aber auch „ein finger Ring mit 2 Brilianten“ angegeben.

Musikinstrumente oder Notenblätter sind in der Liste nicht zu finden, denn vermutlich hatte sich Haydn ein Arbeitszimmer im Untergeschoß des Hauses eingerichtet und konnte es noch räumen, bevor sich das Feuer vom Dach aus nach unten fressen konnte.

Haydn wird in Nachbarschaftsstreite verwickelt

Das Haus des Ehepaars Haydn grenzt im Osten an das Haus des Ehepaars und später der Witwe Spach und im Westen an das der Witwe Frumwald. Gegen beide muss Haydn vor Gericht ziehen, da es Streitigkeiten aufgrund von Bauarbeiten an seinem Haus nach den Bränden gibt.

So lässt der Kapellmeister nach dem Feuer von 1768 sein Dach ausbessern. Dafür soll ein Gerüst über eine Trennmauer zwischen seinem und dem Grundstück der Witwe Frumwald gebaut werden. Die Witwe wehrt sich dagegen und beansprucht die Mauer für sich, doch ihre Proteste laufen ins Leere. Das Gerüst wird gebaut. Frau Frumwald ist erzürnt und greift zu einer drastischen Maßnahme: Am 29. April 1769 reißt sie um halb Fünf Uhr früh einen Teil des Daches von Haydns Haus herunter. Haydn geht wegen des Schadens vor Gericht und gibt an, die Mauer erbaut und bezahlt zu haben. Das Gericht erklärt die Mauer für gemeinschaftlich mit der Bedingung, dass keine der beiden Parteien darauf aufbauen soll. Dagegen verstößt die Witwe jedoch bald und Haydn sucht um einen Revers an – der Ausgang dieser Causa ist jedoch nicht überliefert.

Die Tat der Witwe Frumwald mag für uns ungerechtfertigt wirken, doch man muss bedenken, dass auch sie vom Brand hart getroffen wurde. In Dokumenten diesbezüglich können wir beispielsweise lesen: „Nr. 81 Magdalena Frumwaldin welche von Grund ist völlig mit allen ihren Sachen ausgebrunnen, und nichts, als was an Leib war, erhalten hat.“. Anders als Haydn kann sie sich jedoch nicht auf eine finanzielle Hilfe durch den Fürsten verlassen, sie muss das Geld aus ihrem Familienvermögen und Almosen aufbringen. Der Fall Frumwald gibt einen Einblick in das Leben der weniger privilegierten Eisenstädter:innen.

1778 verkauft Haydn sein Haus in der Klosterzeile wieder und verbringt die nächsten Jahre bis 1790 hauptsächlich in Eszterháza.

Ein Kuriosum noch: Bis mindestens Mitte 1769 beherbergt Frau Frumwald einen Untermieter, nämlich einen Schuster namens – Joseph Hayden! Eine Zeit lang hat unser Kapellmeister also einen Nachbar mit gleichklingendem Namen.

Haydn soll strenger sein und fleißiger komponieren

Die Aufgaben Haydns als (Vize-)Kapellmeister sind vertraglich geregelt und bestehen nicht nur aus Komponieren und Konzertieren. Er ist auch für die Instandhaltung der Musikinstrumente und Musikalien zuständig und muss sich um Personalangelegenheiten in seiner Musikkapelle kümmern.

Bis zum Tod des Oberkapellmeisters Gregor Joseph Werner im Jahr 1766 ist Haydn diesem unterstellt. Werner ist jedoch nicht uneingeschränkt zufrieden mit seinem Vizekapellmeister. Im Oktober 1765 schreibt er einen Beschwerdebrief an den Fürsten: Haydn vernachlässige die Kirchenmusik und habe seine Musiker nicht unter Kontrolle. Der Vizekapellmeister wird umgehend ermahnt, strenger für Ordnung zu sorgen und sich außerdem „[…] embsigerer, als bißhero auf die Compositionen zu legen […]“.

Nikolaus I. Esterházy wünscht sich vor allem neue Stücke für sein Lieblingsinstrument, das Baryton. 1767 wird Haydn zusammen mit dem Bratschisten und Komponisten Joseph Purcksteiner erneut ermahnt, neue Kompositionen für das Baryton einzuschicken. Haydn stürzt sich in die Arbeit und etwa vier Monate später erhält der Fürst doppelt so viele Kompositionen wie von Purcksteiner.

Haydn erhält Geschenke

Für gefällige Kompositionen zeigt sich Fürst Nikolaus I. auch großzügig. 1766 schreibt er beispielsweise seinem Güterregent Peter Ludwig Rahier: „Diesen Augenblickh erhielte Ich 3 stuckh von Haydn, mit welchen Ich sehr zu frieden Bin, Sie werden dahero denselben 12 Ducaten auß der Cassa in meinen Nahmen geben lasen […]“.

Aber nicht nur von Fürst Esterházy erhält Haydn Zuwendungen, denn auch Graf Erdődy zeigt sich Mitte der 1770er für die Ausbildung seines Schützlings Ignaz Pleyel – der ja auch eine Zeit lang bei Haydn wohnt – erkenntlich. Erdődy schenkt Haydn zwei Pferde und einen Wagen, allerdings gibt es ein kleines Problem mit diesem Geschenk: Der Kapellmeister kann sich die Erhaltung der Tiere nicht leisten. Er bittet daher seinen Fürsten um Bezahlung des Futters und Nikolaus hilft tatsächlich „in Gnaden“ aus.

Haydn muss sich um Opernproduktionen kümmern und ist im Winter Eisenstädter Organist

Joseph Haydn wurde zunächst von Paul II. Anton Esterházy unter Vertrag genommen, als dieser jedoch kurz darauf 1762 verstirbt, übernimmt dessen Bruder Nikolaus die Nachfolge.

Mit Nikolaus beginnt eine Ära der glanzvollen Feste und Theaterproduktionen am Hofe der Esterházy. Den Auftakt dazu bildet bereits im Jänner 1763 das dreitägige Hochzeitfest des Fürstensohnes in Eisenstadt. Joseph Haydn soll dafür auch eine Oper schreiben und komponiert das Werk „Acide“.

Anlassbezogene Auftragswerke sind Mitte des 18. Jahrhunderts üblich, eine Opernproduktion ist meistens Bestandteil von Festivitäten wie Hochzeiten, Namenstage oder Geburtstage der Herrscher. Im Jahr 1775 hat Fürst Nikolaus I. sogar einen geheimen Auftrag für seinen Kapellmeister. Er will seine Frau zu ihrem Geburtstag mit einer Marionettenoper in Eisenstadt überraschen und man soll alles vorbereiten, aber so, dass „die Fürstin nichts davon erfahren möchte.“.

Haydn ist jedoch nicht nur für die Musik der Opernaufführungen zuständig, sondern muss auch für einen reibungslosen Ablauf der Produktion sorgen. Er verrechnet beispielsweise Schneiderarbeiten und Perücken für die Kostüme, die dazugehörigen Quittungen sind uns bis heute erhalten.

Fürst Nikolaus I. residiert nicht nur in Eisenstadt, sondern weilt im Sommer mit dem Hofstaat inklusive der Hofkapelle in seiner prachtvollen Residenz Eszterháza in Süttör. Dementsprechend müssen auch Verordnungen getroffen werden, wie etwa 1773, als festgelegt wird, dass Haydn, der ja während der Sommermonate in Eszterháza anwesend sein muss, nur im Winter Eisenstädter Organist sein soll. Die restliche Zeit des Jahres übernimmt der Schlossschulmeister Joseph Dietzl dieses Amt.

Hin und wieder reisen Haydn und andere Mitglieder der fürstlichen Kapelle aber auch nach Wien, um dort Konzerte zu geben. 1768 bittet der Kapellmeister noch um eine Reiseerlaubnis für sich und weitere Musiker in die kaiserliche Residenzstadt, um dort das Stabat Mater aufzuführen. Im Jahr 1774 müssen die Musiker ähnliche Anträge nun über Haydn stellen.

Haydn ist krank

Joseph Haydns Namen finden wir häufig in den Eisenstädter Apothekenlisten der 1760er. Im Jahr 1765 ist es wohl besonders schlimm um ihn bestellt: „[…] Ich befinde mich seith etlichen Tagen mehrmahlen Üblauf, und vill schlechter als vorhin […]“, schreibt er am 23. Jänner an seinen Fürsten. Er bittet deshalb auch um eine Erstattung der Medikamente „[…] nicht allein in meinen, sondern in Nahmen der gesamten Musique […]“. Fürst Nikolaus bewilligt die Bezahlung der Arznei allerdings nur für Haydn, die übrigen Musiker müssen sich die Medikamente selbst beschaffen „[…] weillen Sie ohnedem gut Besoldet seyn […].“.

Franz Sigl löst einen Brand aus und Haydn muss intervenieren

Anfang September des Jahres 1765 fallen Schüsse in Eisenstadt. Abgefeuert werden sie von Franz Sigl, einem Flötisten der fürstlichen Kapelle. Dieser will vermutlich Vögel schießen und trifft dabei ein Hausdach, das sich entzündet. Wie gefährlich ein Brand in der Stadt damals sein kann, haben wir bereits anhand Haydns Haus gesehen. Glücklicherweise kann das Feuer gelöscht werden, doch Franz Sigl wird prompt vom fürstlichen Güterregenten Peter Ludwig Rahier verhaftet.

Sigls Musikerkollegen sind bestürzt über die harsche Vorgangsweise Rahiers und protestieren zusammen mit Haydn „[…] weegen der unartigen Arretirung, und harten Verfahren […]“. Doch Rahier lässt sich nicht beirren, im Gegenteil: Haydn berichtet anschließend sogar dem Fürsten, er musste „[…] selbsten noch erfahren, daß er mir die Thüre vor dem angesicht zu geschlagen […] und allen den Arrest angedrohet hat […]“. Besonders der Tenorist Carl Friberth dürfte Rahier erzürnt haben, denn diesen bezichtigt er einer „Grobheit“ und droht Friberth mit Verhaftung. Haydn schreibt dem Fürsten daher, dass Friberth sich aus Furcht vor dem Arrest „[…] nicht nacher haus zu komen getrauet […]“.

Haydn erwähnt weiters, dass er versucht habe, den Güterregenten Rahier dazu zu bewegen, sich zur Streitschlichtung und wegen der angeblichen „Grobheit“ an den Fürsten zu wenden. Doch Rahier soll geantwortet haben, dass er „[…] sein eigener Richter seye […].“ Das war Haydn zu viel und Anlass für seinen Beschwerdebrief über den Güterregent beim Fürsten. Diese Vorgangsweise ist auch in Haydns Dienstvertrag unter Punkt 6 so vorgesehen: „[…] solte aber etwas wichtigeres vorfallen, welches er Joseph Heyden von sich selbsten ausgleichen oder vermitteln nicht könnte, sothannes muß Ihro Hochfürstl. Durchlaucht gehorsambst einberichtet werden.“.

Für Franz Sigl endet die Sache tatsächlich mit einer Dienstentlassung, er wird jedoch etwa eineinhalb Jahre später wieder eingestellt und verbleibt mindestens bis zum 12. April 1771 in der esterházy‘schen Musikkapelle.

Haydn interveniert immer wieder beim Fürsten im Sinne seiner Kolleg:innen. 1768 schreibt er wegen der geplanten Entlassung von Franz Nigst als Violinist und Joseph Dietzl als Tenorist, wobei er deren jeweilige Notwendigkeit in der Kapelle betont und um eine angemessene Auszahlung der beiden bittet. Auch als er 30 Jahre später wieder die Sommermonate in Eisenstadt verbringt, verspricht er dem esterházy’schen Angestellten Joseph Carl Rosenbaum ein gutes Wort beim Fürsten einzulegen, um ihm eine Heiratserlaubnis zu verschaffen, leider ohne Erfolg. Unabhängig davon wird Carl Rosenbaum nach dem Tod Haydns dafür sorgen, dass der Komponist seinen Kopf verliert – aber das ist eine andere Geschichte.

Eisenstadt war für Joseph Haydn besonders in den Jahren von 1761 bis 1778 ein wichtiger Standort. Seine Zeit dort war – abgesehen von dienstlichen Verpflichtungen – von alltäglichen Sorgen und Freuden geprägt, in denen wir uns vielleicht auch heute wiederfinden. Im Gegensatz zu anderen Musikerbiographien mögen Haydns Jahre in Eisenstadt unspektakulär wirken, doch gerade das macht seine Erlebnisse erfrischend menschlich. Taufpate, Ziehvater, Vorgesetzter, Hausbesitzer und natürlich Kapellmeister – die Musik des Eisenstädter „Genius Loci“ mag unerreichbar sein, er selbst bleibt uns stehts nahbar.

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