Das Schloss Esterházy
Der mittelalterliche Kern der einstmaligen Burg stammt aus dem Ende des 14. Jahrhunderts, als sich die Familie Kanizsai in Eisenstadt niedergelassen hatte. 1622 kam die Herrschaft Eisenstadt und somit auch das Bauwerk in den Pfandbesitz von Nikolaus Esterházy (1583-1645). 1648 gelangte die Herrschaft schließlich in sein Eigentum, aber es war erst sein Sohn Paul I. (1635-1713), der die alte Burg in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus- und umbauen ließ: Die ehemaligen Außenmauern wurden ummantelt, die Räume mit Stuck und Malereien versehen.
Bedeutende Handwerker und italienische Baumeister, die in Wien auch für den Kaiser tätig waren, verrichteten nun auch bei der Entstehung des neuen Schlosses in Eisenstadt ihre Dienste. Paul I., von Kaiser Leopold 1687 in den Fürstenrang erhoben, ließ den Bau mit einem politisch-genealogischen Bildprogramm an der Südfassade, im Innenhof sowie in den Räumlichkeiten ausstatten. Bedeutend war vor allem auch die Errichtung des Großen Saales (heute Haydnsaal), den Carpoforo Tencalla mit Malereien ausstattete und dessen Deckenfresken mit Amor und Psyche noch heute erhalten sind.
Im 18. Jahrhundert wurden die Schlossräume weiter dem Zeitgeschmack und der jeweiligen Mode angepasst, wobei das kunstsinnige Fürstenpaar Paul II. Anton (1711-1762) und Anna Maria, geb. Lunati Visconti und ehemals Hofdame von Elisabeth-Charlotte de Bourbon-Orléans, lothringische Künstler an den Hof brachten. Pauls Bruder, Fürst Nikolaus I. (1714-1790), der den Beinamen »der Prachtliebende« erhielt, erwählte das unter ihm großartig gestaltete Schloss Eszterháza im heutigen Fertőd zu seiner Residenz. Erst Fürst Anton (1738-1794) residierte wieder im Eisenstädter Schloss und setzte wesentliche bauliche Akzente, indem er die heute dem Schloss gegenüber liegenden Trakte errichten ließ. Es entstanden das Stall- und Hauptwachgebäude, wo der prächtige Fuhrpark und die edelsten Pferde der Esterházy ihren Unterstand finden sollten.
Die nächste große bauliche Erweiterung erfolgte unter Fürst Nikolaus II. (1765-1833), der mit Architekt Charles Moreau seine Vorstellungen von einer zeitgemäßen Residenz an der Wende zum 19. Jahrhundert in Angriff nahm. Die Türme an der Nordseite wurden im Geist des Klassizismus umgebaut, der Gartensaal an den Großen Saal gefügt und die Doppelkolonnadenreihe an der Gartenseite umgesetzt. Die umfassende Erweiterung des Schlosses an der dem Park zugewandten Seite mit zwei mächtigen Flügeln wurde jedoch nicht realisiert. Nikolaus, begeistert an Botanik, der Antike und der neuesten Technik interessiert, ließ auch den Garten seines Schlosses der neuesten Gartenmode entsprechend umgestalten. Seine aufwändige Verwandlung zu einem englischen Landschaftsgarten mit Tempel, Wasserfällen, Teichen, aber auch Treibhäusern begeisterte die Zeitgenossen.
Der nächste Fürst, der sich mit seiner Gattin des Schlosses annahm, war Nikolaus IV. (1869 bis 1920). Er und seine Frau Margit, geb. Gräfin Cziráky, begannen, Schloss und Park zu revitalisieren, wobei Elektrizität und moderner Wohnkomfort durch neue sanitäre Einrichtungen Einzug hielt. Die Außenerscheinung des Schlosses blieb allerdings unverändert. Der Park erhielt teilweise neue Pflanzungen, erfuhr eine würdige Pflege und wurde revitalisiert.
Eine weitere Adaptierung der Räumlichkeiten erfuhr das Eisenstädter Schloss ab 1945, als unterschiedliche Institutionen der Burgenländischen Landesregierung hier untergebracht wurden. Wandgestaltungen wurden verändert, Wände eingezogen oder abgebrochen, das Leitungssystem erweitert, etc. Die Pacht des Schlosses durch das Land Burgenland erfolgte von 1969 bis 2009.
Seit 2010 erfolgen Um- und Ausbauten im Bereich der Büroadaption und des Ausstellungsbetriebes in behutsamer und erhaltender Art und Weise durch die Esterhazy Betriebe.
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