Sammelleidenschaft: Der Höhepunkt
Der Reichtum des „Feenreiches“ kombiniert mit planmäßiger Sammlertätigkeit und aufgeklärtem Tun nach der Zeitenwende von 1789 prägte die Regierungszeit Fürst Nikolaus II. (1765 bis 1833), des Enkels des Prachtliebenden.
Der charismatische Fürst stellte nicht nur den alternden Joseph Haydn wieder in die Dienste der Esterházy, sondern machte auch mit dessen Nachfolger, Johann Nepomuk Hummel, die fürstliche Hofkapelle zu einem Zentrum europäischer Musikkultur.
Seiner feinsinnigen und wegen ihrer Schönheit umschwärmten Gattin Maria Hermenegilde, geborene Liechtenstein, widmete Haydn alljährlich seine Sinfonien zu deren Namenstag.
Der Hof der Esterházy empfing im von Charles Moreau klassizistisch umgestalteten Schloss Eisenstadt neben der Wiener Aristokratie ausländische Diplomaten, Künstler und Weltreisende.
Auf Spazierfahrten durchquerte man den neu angelegten Englischen Garten des Schlosses Eisenstadt und machte Rast bei einem der klassizistischen Bauten und Aussichtspunkte in der Umgebung des kleinen Eisenstadt.
Die Sammlungen von Plänen und Entwürfen von Bauten und Gärten zeugen bis heute von der Idee der Kulturlandschaft um die bevorzugte Residenz Eisenstadt.
Im geschäftigen Wien hatte Fürst Nikolaus II. inzwischen die auf ca. 70.000 Bände angewachsene fürstliche Bibliothek vereint und ließ sie von einer Schar von Bibliothekaren, darunter Ludwig Wieland, dem Sohn Christoph Martin Wielands, verzeichnen und erweitern.
Zusammen mit ihr, den Sammlungen von Mineralien, Münzen, Skulpturen und dem Kupferstichkabinett wurde die Gemäldesammlung im Gartenpalais der Familie in Mariahilf zum Anziehungspunkt der bildsamen Bevölkerung des österreichischen Biedermeier.
Die Sammlung Esterházy kaufte für die Gemäldegalerie aus den bedeutendsten Sammlungen, z.B. Borghese, Barberini, Bourke, und strahlte mit Namen wie Rubens, van Dyck, Correggio, Tintoretto, Lorrain und Goya. Raffaels heute sogenannte „Esterházy-Madonna“ ist sicherlich eines der prominentesten Werke der Esterházy-Gemäldegalerie.
Nikolaus II. Sammlungen zählten zu den bedeutendsten europäischen Kollektionen ihrer Zeit und beweisen eindringlich das qualitätvolle und systematische Sammeln der Familie im beginnenden 19. Jahrhundert.
In ihrer Hängung nach Schulen, der Kombination mit Handzeichnungen und Stichwerken und vor allem dem Auftrag zur „Verbesserung des allgemeinen Geschmacks“ nimmt sie didaktisch die modernen Museumskonzeptionen des deutschen Idealismus auf.
Die Kunstsammelleidenschaft und der ausschweifende Lebensstil des hochgebildeten Fürsten Nikolaus brachte das scheinbar unermessliche Familienvermögen der Esterházy ins Wanken. Bei seinem Tode hinterließ er der Familie Kunstschätze von unschätzbarem Wert und Schulden verheerenden Ausmaßes.