Im Feenreich: Barocker Glanz
Paul II. Anton Fürst Esterházy (1711 bis 1762) stach bereits als Student der Leydener Universität durch seine Büchersammlung hervor und nutzte als kaiserlicher Gesandter in Neapel die Möglichkeiten, die der italienische Kunstmarkt bot.
Begeistert sammelte er französische Belletristik und vor allem Noten, für die er Unsummen ausgab: Die Gründung der Sammlungen von profanen und sakralen Musikalien, dem sog. Musikarchiv, fällt in diese Zeit. Heute werden hier in Eisenstadt über 5000 Handschriften von Partituren von Albrechtsberger, Haydn, Hummel, Mozart und Beethoven verwahrt.
Mit der Anstellung Joseph Haydns 1761 als Kapellmeister der fürstlichen Hofkapelle ging Paul II. Anton in die Musikgeschichte ein, wurde dadurch das bisher immer ungarische Gepräge des Esterházy-Hofes vollständig den europäischen Vorbildern angepasst.
Fürst Nikolaus I. (1714 bis 1790) - mit dem Epitheton der „Prachtliebende“ - errichtete in den Niederungen des südlichen Neusiedler Sees die Rokokoresidenz der Familie, die er Eszterháza nannte und die seine Zeitgenossen als „ungarisches Versailles“ huldigten.
Die Saalfluchten des Schlosses waren bestimmt vom französischen Rokoko und Kostbarstem aus aller Welt, von dem sich besonders Möbel und Stücke der Porzellan- und Silberkammer in den Sammlungen der Esterházy Privatstiftung erhalten haben.
Der Bestand von Kostbarkeiten aus Meissen, Sevre, Wien und vielen kleinen deutschen Manufakturen ebenso wie die große Zahl von Asiatika beweist das Interesse der Esterházy an glanzvoller Hofhaltung und die internationalen Beziehungen beim Kauf.
Diese fürstliche „Fanfaronade“ gipfelte in einem riesigen Garten mit etwa 140 ha Fläche, der in Wildgehege überging, einem eigenen Marionettentheater und dem berühmten Opernhaus, an dem Haydn tätig war. Das Schloss enthielt neben Festsälen, zwei Bibliotheken, die auf inzwischen 348 Gemälde angewachsene Bildergalerie der Esterházy und bot der Noblesse Europas prachtvolle Rokokofeste unter dem weiten Himmel der Puszta.
Nikolaus I. Esterházy war es auch, der den jungen Goethe mit seiner strahlenden Festillumination im Getümmel der Krönungsfeierlichkeiten 1756 in Frankfurt am Main schwärmend fesselte. Sein goldener Galawagen ist Prunkstück der Esterházyschen Wagen- und Schlittensammlung.