06.03.2023
quartetto plus Streichquartett-Tage in Eisenstadt
Mit dem neuen Festival „quartetto plus“ wird der Gattung des Streichquartetts alle Ehre getan. Highlight des musikalischen Wochenendes ist das Konzert des Emerson String Quartet, das mit seinem Auftritt nach über 40-jährigen Bestehen seinen Abschied auf europäischem Konzertboden feiert.
Joseph Haydn lebte mehr als vier Jahrzehnte als Komponist am Hof der Esterházy und gilt als Schöpfer des Streichquartetts. Mit 68 Werken hatte er einen Grundstein für die nachfolgenden Generationen in dieser Gattung gelegt. Im historischen Umfeld des auf die Barockzeit zurückgehenden Prunkschlosses wird nun das Streichquartett ein ganzes Wochenende in den Mittelpunkt eines neuen Festivals gestellt. Die Programme der Konzerte bieten einen Überblick über die Geschichte des Quartetts mit den Klassikern Haydn, Beethoven, Schubert bis hin zu Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Barber und Ravel.
Weitere Informationen zum Programm finden Sie hier: https://esterhazy.at/veranstaltungen/streichquartett-tage
Ausführende Künstler sind neben dem Emerson String Quartett, das Quartetto di Cremona, Leonkoro Quartet, Adelphi Quartet sowie das Isidore String Quartet.
Emerson String Quartett am 30. März
Samuel Barber: Adagio for Strings op. 11
Joseph Haydn: Streichquartett op. 33 Nr. 5 G-Dur Hob. III:41
Franz Schubert: Streichquartett G-Dur D 887
Nach mehr als 40 Jahren und neun GRAMMYs sowie weiteren zahlreichen Auszeichnungen, die es konstant im absoluten Spitzenfeld internationaler Kammermusikensembles tätig war, nimmt das Emerson String Quartet in dieser Saison seinen wohlverdienten Abschied vom Konzertleben. Der exemplarisch überhöhte, unverblümt emotionale Schmerz von Samuel Barbers „Adagio for Strings“ steht auch für die Musik des amerikanischen Kontinents, die das Emerson Quartet stets gepflegt hat. Die enorme, alle bisher geltenden Grenzen sprengende Weite von Franz Schuberts prachtvollem
G-Dur-Quartett vermittelt zuletzt eine unsagbare Ahnung des Transzendentalen. Als Herzstück aber erklingt Joseph Haydn, und das gleich mit einer zum Thema des Abends passenden Eröffnungspointe: Statt eines regulären Anfangs erklingt im Quartett op. 33/5 gleich einmal eine Schlusskadenz im Pianissimo! Von zünftigen Volksmusikanklängen bis sogar zu einer Opernparodie reicht der Bogen dieses Werks – und auf Haydns Humor haben sich die Emersons immer schon verstanden.
Quartetto di Cremona am 31. März
Joseph Haydn: Streichquartett op. 77 Nr.1 G-Dur Hob. III:81
Maurice Ravel: Streichquartett F-Dur op. 35
Ludwig van Beethoven: Streichquartett op. 132 a-Moll
Ein mitreißendes Jugendwerk, umrahmt von zwei ausdrucksvollen „Spätlingen“: So setzt sich dieser musikalisch reichhaltige Abend zusammen. „Im Beethoven-Zyklus“, applaudierte das Fachmagazin „Fono Forum“ 2018, „präsentiert sich das Quartetto di Cremona als eminenter Botschafter der italienischen Quartettkultur und bestätigt gleichzeitig seine Position als Ensemble von internationaler Exzellenz.“ Die international gefeierte Kammermusikformation wurde im Jahr 2000 gegründet und kehrt nun endlich ins Schloss Esterházy zurück – und zwar auch gerade auch mit Musik Ludwig van Beethovens: Das emotional aufgeladene, dramatisch-wehmütige a-Moll-Werk op. 132 aus dem Zyklus der späten Quartette enthält als langsamen Satz den berühmten „Heiligen Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit“. In einem weniger existenziellen, aber durchaus wichtigen Zusammenhang dem Himmel gedankt dürfte auch Maurice Ravel haben, nämlich als die „Affaire Ravel“ endlich vorbei war. Nachdem die Jury des „Prix de Rome“ jahrelang seine Werke abgelehnt hatte, darunter sein schillerndes, tänzerisch bewegtes Streichquartett F-Dur, mussten unter öffentlichem Druck zwei der konservativen Entscheidungsträger zurücktreten – und der junge Komponist stand zwar ohne Preis, aber dennoch als Sieger da. Abgeklärtes zu Beginn: Kein Ton in Joseph Haydns Quartett op. 77/1 lässt vermuten, dass es eines seiner letzten Werke dieser Gattung bleiben würde. Humor, Melancholie und Gefühlstiefe gehen nochmals eine beglückende Verbindung ein.
Leonkoro Quartet, Adelphi Quartett und Isidore String Quartet am 1. April
Joseph Haydn: Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze, Hob. XX/1:B
sowie Werke von Kaija Saariaho, Bushra El-Turk, Daniel Serrano und Aida Shirazi
Es darf bereits als neue musikalische Tradition im Schloss Esterházy gelten, am Vorabend des Palmsonntags eines von Joseph Haydns großartigsten und zugleich eigentümlichsten Werken mit der Musik eines oder mehrerer anderer Komponisten zu konfrontieren und in Summe ein einzigartiges spirituelles Erlebnis zu ermöglichen. „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuz“ sind als Auftragswerk für eine Kirche im spanischen Cadíz entstanden. „Es war gewiß eine der schwersten Aufgaben“, schreibt Haydns Freund Griesinger, „ohne untergelegten Text, aus freyer Phantasie, sieben Adagios auf einander folgen zu lassen, die den Zuhörer nicht ermüden, und in ihm alle Empfindungen wecken sollten, welche im Sinne eines jeden von dem sterbenden Erlöser ausgesprochenen Wortes lagen. Haydn erklärte so auch öfters diese Arbeit für eine seiner gelungensten.“ Gleich drei famose junge Streichquartettensembles, allesamt Preisträger namhafter Wettbewerbe, teilen sich diese Aufgabe und bringen Haydns Musik in Dialog mit den Werken von jeweils drei zeitgenössischen Komponistinnen und einem Komponisten: ein harmonisches Zusammenwirken hinweg über die Grenzen von Epochen, Stilen, Kulturkreisen und Religionen.
Kartenvorkauf im Ticketbüro pan.event:
Esterhazyplatz 4, 7000 Eisenstadt
+43 2682 65 0 65
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 09.00 bis 17.00 Uhr