quartetto plus
Streichquartettfestival in Eisenstadt
4. – 6. April 2025
4. April, 19:30 Uhr, Haydnsaal: Fandango
Cuarteto Casals
- Vera Martínez Mehner, Violine
- Abel Tomàs Realp, Violine
- Jonathan Brown, Viola
- Arnau Tomàs Realp, Violoncello
Emanuele Buono, Gitarre
Ein Wunderkind war auch er, sogar eines mit noch dramatisch kürzerem Leben als weiland Wolfgang Amadé: Geboren exakt ein halbes Jahrhundert nach Mozart, waren dem baskischen Komponisten Juan Crisóstomo de Arriaga bloß knappe zwanzig Jahre vergönnt. Genützt hat er sie unter anderem zu einer Oper (mit 13!), einer Sinfonie – und nicht zuletzt zu drei prächtigen Streichquartetten, von denen das Cuarteto Casals diesmal das dritte bewundern lässt. Noch ein Werk bringt das katalanische Ensemble aus seiner Heimat Spanien mit nach Eisenstadt, auch wenn dessen Komponist gebürtiger Italiener war: Luigi Boccherini, für den Spanischen Hof persönlich wie auch für den Preußischen Hof aus der Entfernung tätig, hat mit seinem Quintett für Gitarre und Streichquartett nicht nur spanische Herzen höherschlagen lassen – kein Wunder bei diesem feurigen Fandango als Finale. Dazu eingangs Joseph Haydn mit dem letzten seiner „Sonnenquartette“: ein famoser Auftakt zu Quartetto plus 2025!
5. April, 18:00 Uhr, Schlosskapelle: American Dream
SIGNUM saxophone quartet
- Blaž Kemperle, Sopransaxophon
- Jacopo Taddei, Altsaxophon
- Alan Lužar, Tenorsaxophon
- Aram Poghosyan, Baritonsaxophon
Juni 1893. Antonín Dvořák suchte Erholung von seiner ersten Saison als Konservatoriumsdirektor, und zwar in einer tschechischen Gemeinde auf dem Land. Doch nicht in der alten Heimat, sondern im idyllischen Einwandererdorf Spillville im US-Bundesstaat Iowa – denn er hatte sich ja überreden lassen, in New York zu unterrichten. Knapp nach der Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ entstand in nicht einmal zwei Wochen eines seiner beliebtesten Streichquartette, das unverkennbar Einflüsse aus jenen Musikstilen verarbeitet, die Dvořák in den USA faszinierten: nicht zuletzt Spirituals. Dass er die Musik der Schwarzen als die eigentliche „Volksmusik“ des Landes empfand, aus der eigenständige Lehren auch für die Kunstmusik zu ziehen seien, wurde ihm damals noch öffentlich übelgenommen. Das SIGNUM saxophone quartet spürt dem genuin „Amerikanischen“ und den gegenseitigen Bereicherungen in der Musik weiter nach – über George Gershwin und Leonard Bernstein bis zur Gegenwart: Das öffnet die Ohren und dadurch auch die Herzen.
5. April, 20:00 Uhr, Haydnsaal: Traumnovelle
Sebastian Koch, Lesung
Hubert Nuss Jazzquartett
Eine Ehekrise: ein banales, alltägliches Ereignis? Im Jahr 1925, vor genau 100 Jahren, hat Arthur Schnitzler eine in Schwierigkeiten geratene Beziehung auf damals neuartige Weise literarisch durchleuchtet. Von Beruf Arzt und als Schriftsteller mit ebenso viel diagnostischem Scharfblick begabt, handelt Schnitzler das Einende und das Trennende zwischen seinen Figuren Albertine und Fridolin auf fesselnde Weise ab – vor dem gesellschaftlichen Hintergrund seiner Zeit und im Einklang mit der Traumdeutung seines Kollegen Sigmund Freud. Der in Karlsruhe geborene Schauspieler Sebastian Koch, gefeiert und vielfach preisgekrönt für zahlreiche Rollen in Theater, Film und Fernsehen („Das Leben der Anderen“, „Speer und Er“, zuletzt „Schatten der Mörder“ und „Euer Ehren“), leiht den Nachterlebnissen der beiden seine unverwechselbare Stimme – und das Hubert Nuss Jazzquartett führt die Seelenerkundungen in zeitgenössisch-zeitlose, emotionale Klänge über.
6. April, 11:00 Uhr, Haydnsaal: Sunrise
Esmé-Quartett
- Wonhee Bae, Violine
- Yuna Ha, Violine
- Dimitri Murrath, Viola
- Ye-eun Heo, Violoncello
Eckart Runge, Violoncello
Gibt es eine sehnsuchtsvollere Melodie als das entrückte, dreistimmige Hauptthema des Adagios von Franz Schuberts fantastischem Streichquintett? Eigentümlich schwebt und strömt die Kantilene, von Violine und Violoncello liebkost – inmitten eines Werks, das die Grenzen der Kammermusik überhaupt schon zu sprengen scheint, in den äußeren Dimensionen wie in den seelischen Tiefen, die es auslotet. Kein Geringerer als Eckart Runge stößt für die zweite Cellostimme zum Esmé-Quartett bei diesem Programm, das selbstverständlich von Joseph Haydn ausgeht, um dann bis in die Gegenwart vorzudringen. Denn nach dem „Sonnenaufgang“-Quartett mit der elegant in die Höhe steigenden Geste der Primgeige lauschen wir, wie die die koreanische Komponistin Soo Yeon Lyuh die traditionelle Musik ihrer Heimat wiederentdeckt und sich kreativ anverwandelt hat, und wie blühend sich der Frühling entfaltet in einem Jahreszeitenzyklus ihrer chinesisch-amerikanischen Kollegin Kui Dong.