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Kaiserhymne

Die Kaiserhymne von Joseph Haydn

Die Kaiserhymne erlebte eine wechselvolle Geschichte, bis sie zur deutschen Hymne wurde. Haydn liebte sie und verarbeitete sie auch in einem Streichquartett.

Der Schriftzug "Haydn" am Eingang zur Ausstellung "Haydn explosiv" im Schloss Esterházy.

Im Auftrag des Grafen Franz von Saurau komponierte Joseph Haydn ein Lied für Kaiser Franz II. Die sogenannte „Kaiserhymne“ wurde rasch populär, auch, weil Haydn die Melodie in ein Streichquartett einbaute – das unter dem Namen „Kaiserquartett“ bekannte Werk feierte wahrscheinlich im Eisenstädter Schloss Esterházy seine Premiere. Mit verändertem Text wird das Lied heute sogar in den USA gesungen, seit dem 20. Jahrhundert dient die Melodie auch als deutsche Nationalhymne. Aber ist Joseph Haydn tatsächlich der „Urheber“ dieser eingängigen Tonfolge? Seit über 100 Jahren wird in der Fachwelt diskutiert, ob die Melodie etwa einem (burgenland-)kroatischen Volkslied entnommen wurde. Wir verfolgen die Entstehungsgeschichte der Kaiserhymne, hören uns in mögliche Vorlagen hinein und erfahren, dass sie wohl Haydns Lieblingslied war.

Eine Hymne im Wandel der Zeit: Haydns Kaiserlied

Im Jahr 1797 schrieb Joseph Haydn einen Brief an Graf Franz von Saurau:

heißt es darin.

Graf von Saurau hatte sich nämlich zuvor mit einem Auftrag an Haydn gewandt: Er sollte einen Text mit den Anfangszeilen „Gott erhalte Franz den Kaiser / unsern guten Kaiser Franz“ von Leopold Haschka vertonen. Das Lied plante man zum 29. Geburtstag des besungenen Kaisers Franz II. am 12. Februar 1797 erstmals aufzuführen. Vermutlich arbeitete Haydn zwischen Oktober 1796 und Jänner 1797 an der Komposition. Er weilte zu der Zeit in Wien und wohnte dort im dritten Stock des sogenannten „Hoföbstlerischen Hauses“ am heutigen Neuen Markt.

Haydns Schaffensprozess ist uns durch einen Melodieentwurf überliefert, der heute in der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Demnach überarbeite er vor allem den Mittelteil seines „Kaiserliedes“ noch einmal, bevor die endgültige Fassung im Jänner 1797 in Druck gehen konnte. Das Werk betitelte er selbst als „Volck’s Lied“ und meinte dies wörtlich: Das Lied sollte vom Volk gesungen werden. Für seine Arbeit erhielt Haydn von seinem Auftraggeber u. a. eine mit dem Porträt des Kaisers geschmückte goldene Dose, für die er sich in dem oben zitierten Brief bedankte.

Haydns Kaiserlied sollte nicht nur in der Musikwissenschaft für Diskussionen sorgen, auch in politischer Hinsicht ist ihr viel widerfahren. Doch beginnen wir mit dem Anfang: Wieso wünschte sich Graf von Saurau überhaupt ein Loblied auf den Kaiser?

Warum eine Hymne? Der politische Hintergrund zum „Gott erhalte“

Im Jahr 1820 schrieb Saurau rückblickend über seine Idee zur Kaiserhymne:

Als Graf von Saurau 1796 ein „Nazionallied“ forderte, geschah dies in einer für das habsburgische Kaiserreich prekären Zeit. Einerseits bedrohten antimonarchistische Forderungen das innenpolitische Machtgefüge – die Ideen der Französischen Revolution (1789) hatten auch ihren Weg in die Donaumonarchie gefunden. Diese „Jakobinerverschwörungen“ bekämpfte Saurau in seiner Funktion als stellvertretender Polizeipräsident streng. Andererseits befand man sich im offenen Krieg gegen Frankreich und erlitt Niederlage um Niederlage. Das „Kaiserlied“ sollte die Loyalität der Bevölkerung zum Kaiserhaus bestärken, daher ist es auch nicht verwunderlich, dass Saurau die englische Königshymne als Vorbild nannte – und nicht etwa die antimonarchistische „Marseillaise“.

Mit dem Text beauftragte Graf von Saurau den patriotischen Hofpoeten Leopold Haschka, der schon mehrere anti-französische und pro-habsburgische Texte verfasst hatte. Er hielt sich in seiner Dichtung eng an die englische Vorlage: Aus „God save Great George our King“ wurde „Gott erhalte Franz den Kaiser / Unsern guten Kaiser Franz“. Die fertige Textfassung lag im Oktober 1796 vor und wurde anschließend Haydn zur Vertonung übergeben. Das Lied erreichte schnell Popularität und wurde schließlich Im Jahr 1826 zur offiziellen Hymne des Habsburgerreichs erhoben.

Die Uraufführung des Kaiserlieds

Für den 29. Geburtstag des Kaisers am 12. Februar 1797 waren Aufführungen im alten Burgtheater in Anwesenheit des Jubilars geplant. Zu diesem Anlass sollte auch das „Gott erhalte“ erstmals erklingen – und zwar nicht nur im alten Wiener Burgtheater, sondern in allen Theatern Wiens und den großen Städten der Monarchie. Die Wiener Zeitung vom 22. Februar 1797 berichtete:

Aus den „Eipeldauer-Briefen“ von Joseph Richter, der sich darin satirisch zum aktuellen Geschehen äußerte, ist uns folgende Anekdote zur Uraufführung bekannt:

Das „Gott erhalte“ erfreute sich schnell großer Beliebtheit, wie wir ebenfalls im „Eipeldauer-Brief“ nachlesen können:

Das Kaiserquartett: Aufführung bei Esterházy und zweimal „Gott erhalte Franz den Kaiser“

Auch Haydn trug zur raschen Verbreitung seiner „Kaisermelodie“ bei: Er verarbeitete sie im Streichquartett Op. 76 Nr. 3 (Hob. III:77). Das daher auch als „Kaiserquartett“ bekannte Werk ist Teil der sechs „Erdődy-Quartette“, die im Auftrag des Grafen Joseph Erdődy geschrieben wurden. Im zweiten Satz des dritten Quartetts nutzte Haydn das „Kaiserthema“ für insgesamt vier Variationen.

Ort der Uraufführung war vermutlich der kleine Saal (der heutige „Empiresaal“) von Schloss Esterházy in Eisenstadt, wo es zu Ehren des Besuchs von Palatin Erzherzog Joseph gespielt wurde. Der esterházysche Beamte Joseph Carl Rosenbaum hielt in seinem Tagebuch am 28. September 1797 dazu fest:

Übrigens, auch im ersten Satz des Kaiserquartetts versteckt sich eine mögliche „kaiserliche“ Botschaft: Haydn beginnt ihn nämlich mit den Noten G-e-f-d-c. Es sind die Anfangsbuchstaben für „Gott erhalte Franz den Cäsar (Kaiser)“.

Stammt die Melodie der Kaiserhymne wirklich von Haydn?

Das eingängige „Gott erhalte“ folgt vertrauten melodischen Mustern. Dies hatte zur Folge, dass Musikwissenschaftler schon bald einige sehr ähnlich klingende Musikstücke aufspürten. Besonders im späten 19. Jahrhundert diskutierte die musikalische Fachwelt darüber, ob Haydn tatsächlich der „Urheber“ der Melodie gewesen sei.

Die bis heute bekannteste These dazu stammt vom kroatischen Musikwissenschaftler Franjo Ksaver Kuhač aus dem Jahr 1886. Er erkannte die große Ähnlichkeit des Kaiserlieds mit dem Anfang des (burgenland-)kroatischen Volkslieds „Jutro rano“. Haydn war aufgrund seiner Herkunft und seines Arbeitsplatzes in Eisenstadt (und Umgebung) mit der kroatischen Musiktradition vertraut. Er habe, so Kuhač, daher auch „Jutro rano“ gekannt und die Melodie für das „Gott erhalte“ benutzt.

Im Laufe der Forschungsgeschichte wurde diese These auch kritisch hinterfragt. So stellte beispielweise die kroatische Ethnologin Irena Miholić im Jahr 2009 fest, dass man dazu auch Folgendes bedenken müsste: Aus der Zeit Haydns gibt es keine musikalischen Quellen zum „Jutro rano“, das Lied wurde nämlich erst Ende des 19. Jahrhunderts erstmals aufgezeichnet – und zwar mehrheitlich mit anderen Melodien. Jegliche dem Kaiserlied ähnliche Varianten des „Jutro rano“ stammen aus dem Teil Kroatiens, der zur habsburgischen Monarchie gehörte – „[…] wo man das ‚Kaiserlied‘ schon in der Schule lernte […]“. Es sei daher auch umgekehrt möglich, dass sich das populäre „Gott erhalte“ in der kroatischen Volksmusik niederschlug.

Eine zweite Möglichkeit wäre, dass sich Haydn von kirchlich-liturgischer Musik wie dem ähnlich klingenden gregorianischen „Pater noster“ („Vater unser“) inspiriert hat lassen. Für diese These spricht, dass der Text, den Haydn vertonte, eigentlich ein Gebet ist: Gott wird darin angerufen, dem Kaiser wohlgesonnen zu sein. Laut seinem Schüler Sigismund von Neukomm soll Haydn in späten Jahren das Kaiserlied sogar als „mein Gebet“ bezeichnet haben.

Einige Melodieteile des „Gott erhalte“ hört man aber auch in anderen Werken Haydns. Im Andante seines Trompetenkonzertes in Es-Dur (1796, Hob.VIIe:1) klingen die Anfangstöne wie der Beginn des „Kaiserlieds“ – die beiden Werke entstanden fast zeitgleich! Aber auch in der Arie „Qualche volta non fa male“ seiner Oper „Il mondo della luna“ (1777, Hob. XXXVIII:7) erklingt eine Tonfolge, die dem B-Teil des Kaiserlieds sehr ähnlich ist. Haydn mochte diese Arie wohl besonders gerne, denn er hatte sie bereits einmal für seine „Mariazeller Messe“ “ (1782, Hob.XXII:8) zu einem „Benedictus“ umgearbeitet.

Andererseits finden wir auch bei Musikerkollegen ähnliche Tonfolgen, so etwa in einem Klavier-Rondo Georg Philipp Telemanns von 1728 und in Mozarts Motette „Exsultate, jubilate“ (1773, KV 165,158a) am Ende des „Alleluja“.

Weiters lassen sich mehrere vergleichbare Melodien chronologisch bis ins 14. Jahrhundert zu einem Prager Processionale zurückverfolgen.

Bei all diesen verschiedenen möglichen „Vorlagen“ müssen wir zuletzt bedenken: Der Raum für Neueinfälle in der tonalen Musik ist ohnehin beengt – es stehen nunmal nur eine bestimmte Anzahl an Tönen, Rhythmen, Punktierungen etc. zur Verfügung. Melodien wiederholen sich also zwangsläufig irgendwann. Am Schluss bleibt nur zu sagen: Ein durch Quellen gesichertes Vorbild für Haydns Melodie gibt es (bis jetzt) nicht.

Trostspender „Kaiserhymne“: Haydns Lieblingslied

Aus zeitgenössischen Biographien wird uns überliefert, dass Haydn sein „Kaiserlied“ wohl besonders gernhatte und vor allem im fortgeschrittenen Alter darin Trost fand:

So setzte er sich laut seinen Biographen trotz körperlicher Schwäche täglich ans Klavier, um das „Gott erhalte“ zu spielen. Das letzte Mal tat er dies nur wenige Tage vor seinem Tod, wie sein Bediensteter Johann Elßler in einem Brief berichtete:

Wie wurde die Kaiserhymne zur deutschen Nationalhymne?

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben dichtete 1841 auf Haydns Melodie zum „Gott erhalte“ das „Lied der Deutschen“. Eine Neutextierung des Lieds war nicht ungewöhnlich, schon zu Haydns Lebzeiten wurden neue, meist politische Strophen geschrieben. Es existierten aber auch freimaurerische oder kirchliche Versionen, in den USA und England kennt man das Kaiserlied beispielsweise als kirchliches „Glorious Things Of Thee Are Spoken“.

Hoffmann von Fallerslebens neuer Text war also nicht der einzige, sicherlich jedoch der folgenreichste. „Das Lied der Deutschen“, mit dem Fallersleben eine staatliche Vereinigung aller deutschsprachigen Gebiete beschwörte, wurde vor allem während des Ersten Weltkriegs immer populärer.

Nach dem Zerfall der Monarchie wandte sich die österreichische Erste Republik im Jahr 1918 zunächst von der Kaiserhymne als Symbol der alten Ordnung ab, kehrte 1929 bis zum „Anschluss“ 1938 jedoch wieder zur Melodie Haydns mit verändertem Text zurück. Die Weimarer Republik erhob 1922 die Haydn-Melodie samt Fallersleben-Text zur Nationalhymne, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten genutzt wurde. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs erklärte Österreich, dass die vom nationalsozialistischen Regime missbrauchte Melodie der Zweiten Republik nicht mehr als Hymne dienen könne. In Deutschland wurde hingegen die als „politisch unproblematisch“ eingestufte dritte Strophe des Texts von Fallersleben samt Haydns Melodie als Nationalhymne vereinbart.

Haydns Lieblingslied wurde also zu einem der populärsten und heiß diskutiertesten Stücke der klassischen europäischen Musik. Unbestreitbar ist die Qualität der Melodie und Haydn war sich dieser wohl bewusst: Auf die Aussage seines Biographen Albert Christoph Dies „[…] ich halte das Lied für ein Meisterstück“ soll er geantwortet haben:

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