Historische Gärten im Klimawandel: EU-Projekt ParksFit4Future bringt Fachleute aus zwei Ländern in Eisenstadt zusammen

Am 16. Oktober 2025 fand auf Einladung der Projektpartner in der Orangerie im Schlosspark Eisenstadt ein Cross-border Open Garden Day statt, bei dem Experten aus unterschiedlichen Disziplinen vor rund 100 Gästen die aktuellen Herausforderungen in historischen Gärten diskutierten.
„Wenngleich historische Parks einzigartige Gartenkunstwerke sind, sehen sich die Verantwortlichen mit denselben Themen konfrontiert. Daher ist fachlicher Austausch quer durch die Disziplinen und über Ländergrenzen hinweg das Gebot der Stunde“, umreißt Klaus Szep, Leiter Esterhazy Immobilien, die Situation.
Dies hebt auch Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner hervor: „Der Klimawandel stellt uns vor große Herausforderungen, bietet aber auch Chancen für Innovation und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Mit dem Schlosspark Eisenstadt als lebendigem Beispiel wollen wir zeigen, wie Tradition und Forschung gemeinsam Wege in eine klimaresiliente Zukunft finden können.“
Messbare Veränderungen
Thomas Krennert, Meteorologe von GeoSphere Austria (vormals ZAMG), unterstreicht die Veränderungen der jüngsten Zeit mit Zahlen: „2024 betrug die Abweichung der globalen jährlichen Mitteltemperatur bereits mehr als 1,5 °C im langjährigen Vergleich. Diese Entwicklung, verursacht durch den menschengemachten Treibhauseffekt, hat mittlerweile weitreichende und spürbare Folgen für unser Dasein.“
Messbare Wettereigenschaften wie Temperatur, Niederschlag und Stürme weisen immer extremere Werte auf und verursachen daher immer stärkere Auswirkungen auf Vegetation, Landwirtschaft sowie generell auf Wirtschaft und Infrastruktur. „Möglichst genaue Daten über die Wetterextreme und deren Impacts sind Grundlage, sowohl für die Klimafolgenforschung als auch für konkrete Schritte zur gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Anpassung“, so der Meteorologe.
Historische Gärten im Wandel
„Gärten sind stets Ausdruck ihrer Besitzer und Gestalter, die ihren Visionen folgen und diese zum Leben erwecken wollen. Sie reflektieren Moden, Wünsche und Möglichkeiten der jeweiligen Epoche. Der Eisenstädter Schlossgarten wandelte sich durch die Jahrhunderte im kulturhistorischen Kontext und ist im Heute angekommen, wo bewahrende und gestaltende Hände vor herausfordernde Aufgaben gestellt sind“, spannt Margit Kopp, Kunsthistorikerin und Mitarbeiterin der Sammlungen Privatstiftung Esterhazy, den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart.
Helga Zodl, die mit dem Unternehmen Vlaschitz & Zodl die regelmäßige Baumkontrolle im Eisenstädter Schlosspark durchführt, setzt hinzu: „Wenn wir den Ideen und Prinzipien der Erbauer historischer Gartenanlagen folgen, werden diese Gärten auch die Herausforderungen des nächsten Jahrhunderts überstehen. Dafür braucht es exzellente Gärtner und geduldige Menschen, denn die Bäume, die wir heute pflanzen, werden erst unsere Kinder und Enkel in voller Pracht erleben.“ Daher stellen der Erhalt und das Weiterdenken von Gartenanlagen eine wichtige Zielsetzung dar.
Weitere Maßnahmen für den Eisenstädter Schlosspark
Neben den fachlichen Impulsen und Vernetzungen, die das Interreg-Projekt „ParksFit4Future“ im Rahmen des Cross-border Open Garden Days und gemeinsamen Exkursionen bietet, ist in Kooperation mit der FH Burgenland die Gründung einer School for Traditional Gardening vorgesehen. Der Ausbildungsschwerpunkt liegt einerseits auf der praxisorientierten Vermittlung historisch fundierten Gartenwissens und andererseits auf der Einbeziehung klimarelevanter Aspekte. Im Eisenstädter Schlosspark ist als konkrete Maßnahme die Erneuerung des historischen Wasserkreislaufs geplant. Die Arbeiten zur Errichtung einer modernen Pump-Druck-Leitung haben bereits in diesem Jahr begonnen und werden schrittweise fortgesetzt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Besucherlenkung und -information. Diese soll mittels moderner Infopulte umgesetzt werden.
Über ParksFit4 Future
Historische Parkanlagen geraten angesichts von klimatischen Veränderungen, häufiger werdenden Extremwetterereignissen sowie dem Auftreten invasiver Arten zunehmend unter Druck. Im Rahmen des EU-Projekts „ParksFit4Future“ setzen sich Fachleute aus Österreich und der Slowakei mit Fragen auseinander, wie Gärten als historische Kulturgüter unter entsprechender Gehölzauswahl ihre Authentizität erhalten werden können. Projektpartner auf österreichischer Seite sind die Schlosspark Eisenstadt Erhaltungs GmbH und die Österreichischen Bundesgärten mit dem Schlosspark Schönbrunn, die slowakischen Anlagen in Stupava und Modra (Malokarpatské osvetové stredisko – Kleinkarpatisches Aufklärungszentrum) werden von Bratislavský samosprávny kraj vertreten. Das Projekt sieht gemeinsame Veranstaltungen sowie individuelle Maßnahmen in den einzelnen Gartenanlagen vor und erstreckt sich über den Zeitraum von April 2024 bis März 2027.











