13.07.2023
Carmen von Georges Bizet im Steinbruch St. Margarethen
Zahlreiche Gäste aus Kultur, Wirtschaft und Politik folgten der Premieren-Einladung in den Steinbruch St. Margarethen. Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil mit Gattin, Außenminister Alexander Schallenberg, Harald und Ingeborg Serafin, Vorsitzender der Esterhazy Privatstiftung Dr. Stefan Ottrubay, Danielle Spera, Alfons Haider, Konstanze Breitebner, Bundesminister Martin Kocher und die beiden Vorstände der Esterhazy Privatstiftungen Matthias Grün und Michael Gröschl mit Gattinnen, Lidia Baich und viele weitere bekannte Persönlichkeiten wollten sich bei der gestrigen Premiere am 12. Juli 2023 von der zeitlich in den 1930er- und 1950er-Jahren angesiedelten, mitreißenden Inszenierung des renommierten französischen Regisseurs Arnaud Bernard in den Bann ziehen lassen.
Doch aufgrund einer vorbeiziehenden Gewitterzelle wurde die Vorstellung während der Pause abgebrochen. „Der Abbruch der Premieren-Vorstellung ist uns selbstverständlich nicht leichtgefallen, aber der Schutz der Besucher und Mitwirkenden hat oberste Priorität“, so Daniel Serafin, Intendant der Oper im Steinbruch. „Bis zur Pause zeigte das gesamte Ensemble das großartige Ergebnis monatelanger Vorbereitungen und zahlreicher Proben. Insgesamt werden in diesem Sommer noch 23 Vorstellung gespielt. Es gibt also noch genug Gelegenheiten die Neuinszenierung des Opernklassikers mit einer international hochkarätigen Besetzung zu genießen“, ergänzt Daniel Serafin weiter.
Zwischen spanischem Bürgerkrieg und großem Filmstudio der 1950er Jahre
Die Handlung der Oper, eigentlich Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelt, spielt in dieser Inszenierung in den 1930er-Jahren, im spanischen Bürgerkrieg. Die Bühne, entworfen von Bühnenbildner Alessandro Camera, zeigt die Hollywood-Filmstudios der 1950er-Jahre und erschafft somit einen Erzählrahmen, der eine weitere Zeitebene ins Bühnengeschehen einbezieht. Der Konflikt zwischen der freiheitsliebenden Carmen und dem obrigkeitshörigen Soldaten Don José erhält so eine zusätzliche Bedeutungsebene, die die Geschichte von pittoresken Klischees befreit. Carmen und ihre Freunde werden zu Menschen im Widerstand, die gegen ein Unrechtsregime aufbegehren. Durch diesen Zeitsprung um rund 80 Jahre vorwärts erhält Carmens Streben nach freiem Leben eine gesellschaftliche Dimension: Die Inszenierung zeigt Carmen nicht als Femme fatale, sondern stellt ihre Verführungskraft in den Dienst weiblicher Emanzipation auf dem Weg zu mehr Selbstbestimmtheit.
Auf der zweiten Ebene wird diese Geschichte in einem großen Filmstudio als melodramatischer Streifen mit viel Personalaufwand vor und hinter der Kamera gedreht. Hierdurch wird eine Verbreiterung der Erzählperspektive ermöglicht: Immer wieder werden verschiedene Szenen simultan gezeigt. Die epischen Brechungen werden zum Programm und unterstützen doch in besonderer Weise das Eintauchen in eine Traumwelt: Der Traum vom Glanz der alten Filmstudios ersteht neu im Steinbruch St. Margarethen und eröffnet der altbekannten Geschichte doch ganz neue Dimensionen.
Das Bühnenbild von Alessandro Camera kreiert eine ganz eigene Realität und das Kostümdesign von Carla Ricotti zaubert mit rund 300 Kostümen spanisches Flair und ein Hauch von Hollywood auf die Bühne.
Mit dem jungen Dirigenten Valerio Galli stand am gestrigen Abend zudem ein weiterer international renommierter Fachmann am Pult des Piedra Festivalorchesters sowie weltweite Spitzensängern, wie Joyce El-Khoury, Brian Michael Moore und Vittorio Prato. Weitere Aufführungen mit der weltweit gefeierten libanesisch-kanadische Sängerin, die in der Oper im Steinbruch ihr Carmen-Debüt gibt, sind am 15.7., 22.7. 27.7., 3.8., 5.8., 17.8. und 19.8. zu erleben. Ebenfalls als Carmen übernehmen dann Lilly Jørstad, die international als Rosina im „Barbier von Sevilla“ gefeiert wird, und Francesca Di Sauro, die bereits an der Mailänder Scala und der Arena di Verona reüssiert hat. Den unglücklichen Liebhaber Don José verkörpern alternierend Brian Michael Moore, Matthew White und Migran Agadzhanyan. Brian Michael Moore gilt als einer der vielversprechendsten jungen Tenöre im lyrisch-dramatischen Fach. Gleiches gilt für Agadzhanyan und den US-Amerikaner Matthew White, der mit dieser Produktion sein Europa-Debüt gibt. Als treue Micaёla sind drei junge aufstrebende Sopranistinnen zu hören: Vanessa Vasquez, Yulia Suleimanova und Ana Garotič. Den draufgängerischen Stierkämpfer Escamillo interpretieren der italienische Star-Bariton Vittorio Prato und der junge Sergey Kaydalov. Prato wird international vor allem für seine geschmeidigen Belcanto-Interpretationen gefeiert, und Kaydalov verbucht als neues Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper bereits große Erfolge im Haus am Ring.
Wie schon in den letzten Jahren sorgt der Philharmonia Chor Wien unter der Leitung von Walter Zeh für einen herausragenden und bewährten Klangkörper. Auch das Piedra Festival Orchester muss nach seinen hervorragenden Leistungen in „Nabucco“, „Turandot“ und der „Zauberflöte“ in seiner nunmehr vierten Spielzeit als Residenzorchester der „Oper im Steinbruch“ niemandem mehr vorgestellt werden. Neben einem erfahrenen Team von Stunt-Performern unter der Leitung von Ran Arthur Braun, der schon für die spektakulären Stunt-Effekte in „Turandot“ verantwortlich war, agiert eine Hundertschaft von Statisten aller Altersklassen auf der riesigen Freilichtbühne des Steinbruchs.
Ausblick Saison 2024
Steht in diesem Jahr mit „Carmen“ eine starke Frau im inszenierten Spannungsfeld zwischen Hollywood Traumfabrik und spanischem Bürgerkrieg, wird 2024 mit „Aida“ von Giuseppe Verdi der Unsterblichkeit der Liebe gehuldigt.
Mit der leidenschaftlichen Geschichte einer großen Liebe hat Verdi eine der bedeutendsten Opern über die Unsterblichkeit der Liebe geschaffen. Große und pompöse Massenszenen werden kontrastiert von leidenschaftlichen, fast kammerspielartig anmutenden Szenen, in der die Sehnsüchte und Konflikte der Figuren zum betörenden Klangerlebnis werden. Mystische Beschwörungsszenen im Tempel, nächtliche
Begegnungen am Nilufer oder gleißende Triumphszene: Der Altmeister der italienischen Oper trifft für jede Stimmung genau den richtigen, mitreißenden Ton. Mit den lyrischen Arien Aidas, Radames verträumter Romanze „Holde Aida“ oder dem opulenten Triumphmarsch hat Verdi unsterbliche Ohrwürmer der Opernliteratur geschaffen, und Aidas Auseinandersetzungen mit ihrem Vater und der Pharaonentochter sind Glanzlichter musikalisch-psychologischer Gestaltung. Wie kaum eine andere Oper passt sich Verdis Meisterwerk harmonisch in die raue Felsenlandschaft des Steinbruchs St. Margarethen ein.
Tickets für Carmen im Steinbruch St. Margarethen können im Ticketbüro pan.event unter T +43 2682 65 0 65 oder per E-Mail: tickets@panevent.at gebucht werden. Alle Informationen unter www.operimsteinbruch.at.
TERMINE & INFORMATIONEN
Weitere Termine:
13., 14., 15., 20., 21., 22., 23., 27., 28., 29. und 30. Juli 2023
3., 4., 5., 6., 10., 11., 12., 13., 17., 18., 19. und 20. August 2023
Beginn Juli: 20.30 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr
Beginn August: 20.00 Uhr, Einlass ab 18.00 Uhr
Dauer: ca. 2:45 Std.
Preise: € 49 bis € 168