09.03.2023
Biberrevier Draßmarkt
In Draßmarkt am Dorfaubach befinden sich wertvolle Feuchtlebensräume, die besonders für Amphibien und Libellen ein einzigartiges Habitat darstellen. Durch ein aktives Biberrevier wurde der Bach, welcher durch Erlenbruchwälder führt, in den letzten Jahren stark umgestaltet. Die daraus resultierende Strukturvielfalt kommt zahlreichen Tier- und Pflanzenarten zugute und bietet in der heutigen Kulturlandschaft oft fehlenden Lebensraum.
Wie kaum eine andere Tierart verändert der Biber die Landschaft: Er fällt Bäume, baut Dämme und gestaltet Gewässerverläufe. Die neu geschaffenen Strukturen bieten Lebensraum für eine Vielzahl an Tierarten. Auch teils gefährdete Arten, die auf liegendes und stehendes Totholz angewiesen sind, profitieren oftmals von der Neugestaltung durch den Biber. Durch die Landschaftsveränderung entstehen allerdings nicht selten Schäden auf land- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen, für die Bewirtschafter selbst aufkommen müssen. Um dies vorzubeugen, braucht es Präventionsmaßnahmen.
Lebensraum für den Biber
Dem Naturschutzbund ist es mittels Spendengelder gelungen, drei durch den Biber vernässte Parzellen in der Größe eines knappen Hektars anzukaufen. Dies stellt einen wichtigen Beitrag zum Erhalt dieser wertvollen Feuchtlebensräume und somit einen Lebensraum für den Biber dar und entschärft zeitgleich Konflikte durch massive Bewirtschaftungserschwernisse mit den örtlichen Grundeigentümern.
Weiters stellt PANNATURA angrenzende, in ihrem Besitz befindliche Flächen dem Biber auf freiwilliger Basis zu Verfügung und ermöglicht so den Lebensraumschutz auf noch größerer Fläche.
Kooperationen, Entschädigungsvereinbarungen oder Flächenankauf sind wichtige Bestandteile der Lebensraumsicherung. Dem Naturschutzbund ist es bereits gelungen, über 2.100 Flächen mit über 1.650 ha in ganz Österreich für gefährdete Pflanzen- und Tierarten zu sichern. Zahlreiche Spenden haben dies möglich gemacht. Die bedrohten Naturflächen umfassen u.a. Trockenrasen, Streuobstwiesen, Feuchtwiesen, Auwälder und Moore.
Das Burgenland hebt sich hierbei als flächenmäßig drittkleinstes Bundesland besonders positiv hervor. Bereits 307 Parzellen mit einem Gesamtausmaß von ca. 136 ha in 120 Gebieten wurden erfolgreich angekauft und unter Schutz gestellt. Zwei weitere Flächen sind derzeit in Planung. „Kauf oder Pacht ist oft der einzige dauerhafte Weg, Grundeigentümer fair zu entschädigen und wertvolle Lebensräume für Biber gesichert zu bewahren. Denn nur als Besitzer kann der Naturschutzbund den bestmöglichen Schutz von Naturflächen garantieren“, so Klaus Michalek, der Biotopmanager des Naturschutzbundes Burgenland.
Ohne die erfolgreiche Kooperation mit PANNATURA wäre der Lebensraumschutz auf einer größeren Fläche wie in Draßmarkt nicht möglich. PANNATURA stellt dem Biber Erlenbruchwälder rund um den Dorfaubach zur Verfügung, welche bereits vor einiger Zeit zum Großteil aus der forstwirtschaftlichen Regelnutzung genommen wurden. Angenagte Bäume müssen jedoch regelmäßig kontrolliert und aus Sicherheitsgründen gefällt werden, verbleiben dann aber im Wald, um dem Biber als Nahrungsquelle zu dienen. Die Erlenbruchwälder bieten so ein besonders geeignetes Habitat für den Biber und sollen so die Standorttreue stärken.
„Der Biber gestaltet die Landschaft stark, um einen für sich geeigneten Lebensraum zu schaffen. Nicht selten führt dies durch Überschwemmungen, Fraßschäden und Untergrabungen zu Konflikten mit der land- und forstwirtschaftlichen Flächennutzung und stellt Bewirtschafter vor finanzielle Herausforderungen, welche im Moment nicht abgegolten werden. Die Zusammenarbeit mit dem Bibermanagement Burgenland ermöglicht den fachlichen Austausch in Konfliktfällen und trägt dazu bei, Präventivlösungen im Umgang mit dem Biber zu finden. Eine Außernutzungsstellung von betroffenen Flächen ist oftmals nicht möglich, am Dorfaubach in Draßmarkt gelang jedoch die Integration des Bibers in die heutige Kulturlandschaft und gilt nun als Positivbeispiel der Umsetzung einer naturnahen und umsichtigen Bewirtschaftung“, so Clara Noé-Nordberg, Fachreferentin für Naturschutz der PANNATURA GmbH. Der Biber könnte auf deutlich mehr Nutzflächen heimisch werden, wenn eine umfassende Lösung zu einer fairen finanziellen Vergütung gefunden wird, sodass etwaige Schäden korrekt ausgeglichen werden können.
LHstv. Astrid Eisenkopf ist dankbar für das vielseitige Engagement: „Der Biber ist ein wertvoller Lebensraumgestalter für zahlreiche andere Arten und Motor für mehr Biodiversität, sorgt aber mit seinen Aktivitäten häufig für Konflikte und Schäden. Daher braucht es hier zielführende Lösungen für alle Beteiligten. Das Land Burgenland setzt bereits seit dem Jahr 2015 auf ein sehr umfassendes Bibermanagement. Ziel dieses Bibermanagements ist es Lösungen mit der größtmöglichen Wirkung für Betroffene und dem geringstmöglichen Eingriff für den Biber sicherzustellen. Informationsarbeit und Bewusstseinsbildung stehen dabei im Vordergrund der Arbeit. Ich bedanke mich bei allen Beteiligten für dieses großartige Projekt“.
Abseits der positiven Effekte auf die Biodiversität wird durch Biberdämme und Biberteiche auch Wasser gereinigt und zurückgehalten. Hier entstehen Rückzugsbereiche in Trockenzeiten und natürliche Retentionsräume im Sinne des passiven Hochwasserschutzes. Weiters steigt der, in vielen Bereichen bereits deutlich zu niedrige, Grundwasserspiegel an. Dies ist der Vergrößerung der Wasserfläche und der Verlangsamung der Fließgeschwindigkeit zu verdanken. Wenn dem Gewässer durch extensiv bewirtschaftete oder außer Nutzung gestellte Uferrandstreifen wieder mehr Raum gegeben wird, wirkt sich dies somit in vielen Bereichen positiv aus. Hier ergeben sich Synergien bei der Wasserrahmenrichtlinie und der Artenschutzrichtlinie in Bezug auf Wanderkorridore und Trittsteinbiotope. Ein Wert, den auch die Gesellschaft erkennen muss.
Das Projekt „Maßnahmen zur Akzeptanz des Bibers im Burgenland“ des Naturschutzbundes wird im Rahmen der Ländlichen Entwicklung von EU und Land Burgenland gefördert. Kontaktadressen und weitere Informationen: burgenland.at/biber