V. Akt: Das Vermächtnis
Nach dem Tod von Fürst Paul übernahm Melinda die Verwaltung des gesamten Besitzes. Die erste Verwaltungssitzung fand im Herbst 1989 in Eisenstadt statt. Sie arbeitete viel und gewissenhaft, oft bis spät in die Nacht hinein. Dabei wurde sie von einem engen Beraterstab unterstützt.
Pauls letzten Wunsch berücksichtigend, gründete Melinda im Jahr 1994 die Stiftungen, die seither für die Vermögensverwaltung haften. Sie arbeitete auch daran, dass die historischen Denkmäler der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden: Im Jahr 1993 wurde auf Burg Forchtenstein die Ausstellung „Bollwerk Forchtenstein“ und 1995 im Schloss Esterházy die Ausstellung „Die Fürsten Esterházy. Magnaten, Diplomaten und Mäzene“ eröffnet, 1996 der Weinkeller des Schlosses wieder dem breiten Publikum zugänglich gemacht und im Jahr 1998 Schloss Lackenbach renoviert.
Ebenso verfolgte und unterstützte sie das von ihrem Mann und von Professor Anton Festetics ins Leben gerufene Projekt, die Gründung des Nationalparks Neusiedlersee. Fürstin Melinda war Förderin von mehreren Sozialinitiativen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen bekommen.
Im Jahr 1945 wurden rund 2000 Bücher aus der im 17. Jahrhundert gegründeten Büchersammlung der Familie Esterházy von russischen Soldaten nach Moskau gebracht. Bereits in den 1960er-Jahren kamen 700 Stück der Sammlung wieder zurück nach Ungarn, von denen wiederum im Jahr 2003 334 Stück an Fürstin Melinda retourniert wurden.
An diesem Tag war Melinda das erste Mal seit langer Zeit wieder in Ungarn. Sie besuchte die Oper, sah sich das Stück „Die wunderbare Mandarine“ an und traf sich mit dem Sohn ihres ehemaligen Choreographen Gyula Harangozó, dessen Mutter die beste Freundin von Melinda war.
Im Jahr 2004 unterzeichnete Melinda gemeinsam mit dem damaligen ungarischen Kulturminister Istvan Hiller eine Absichtserklärung für die Förderung von Kunst und Kultur.
Im Sinne dieser gegenseitigen Erklärung wurde im November 2006 die Ausstellung „Esterházy Schatzkammer“ in Budapest eröffnet. Die Ausstellung führte zum ersten Mal seit 1920 die Esterházy Sammlung zusammen.
Die Fürstin besuchte die Ausstellung in Begleitung von Stefan Ottrubay und seiner Familie im Frühjahr 2007 . In der Ausstellung stand ihnen Dr. Andás Szilágyi, Kurator der Ausstellung und Forscher der Esterházy-Sammlung des Budapester Kunstgewerbemuseums zur Seite.
Melinda übertrug im Jahr 2001 die Leitung der Stiftungen ihrem Neffen Stefan Ottrubay. Sie selbst zog sich aus ihren amtlichen Funktionen zurück. Weiterhin förderte sie Kunst- und Kultur. So gründete sie z.B. eine Stiftung, zur Förderung und Unterstützung junger Tanz-, Theater- und Musiktalente.
Zu ihrem 90. Geburtstagsjubiläum wurde ein eigener Gedenkraum im Schloss Esterházy für sie eingerichtet, die 2016 in eine Dauerausstellungmit dem Titel „Melinda Esterházy - Das Leben hat mir viel geschenkt“ umgewandelt wurde. Diese zeigt anhand authentischer Exponate die Stationen ihres bewegten Lebens.
Fürstin Melinda starb im Jahr 2014 im Alter von 94 Jahren. Rund 700 Personen konnten unter anderem per Videowall, die vor dem Dom platziert war, am Trauergottesdienst teilnehmen und so die Fürstin auf ihrem letzten Weg begleiten.
Nach der Messe im Eisenstädter Dom begleitete das Orchester der burgenländischen Militärmusik den Trauerzug. Dieser führte zuerst vor das Schloss Esterházy. Im Schloss ertönte noch einmal die Glocke der Heiligen und das Orchester spielte die Kaiserhymne von Joseph Haydn.
Anschließend ging der Trauerzug weiter in die Franziskanerkirche, wo im engsten Kreis der Familie die sterblichen Überreste der Fürstin von Bischof Paul Iby eingesegnet und er Krypta und Totenkapelle der Familie Esterházy beigesetzt.