Esterhazy Art Award 2023
Vom 15. Dezember 2023 bis zum 3. März 2024 sind im LUDWIG MUSEUM die Werke von insgesamt 19 nominierten Künstlerinnen und Künstlern in der Ausstellung „BREAKING THE FRAME – MAKING FUTURE“ zu sehen. Das Museum ist das führende Haus in Budapest für zeitgenössische Kunst.
„Breaking the Frame – Making Future”
In diesem Jahr gab es insgesamt rekordhohe 262 Einreichungen zum Esterhazy Art Award, davon schafften es 18 Werke (19 Namen) auf die Short-List. Aufgrund ihrer Größe und ihres Auswahlverfahrens gilt die Ausstellung zum Esterhazy Art Award als die bedeutendste Überblickspräsentation der jungen Kunstszene Ungarns. „Wir freuen uns sehr, mit dem Ludwig Museum Budapest den dafür allerbesten Partner gewonnen zu haben,“ so Stefan Ottrubay, Vorsitzender der Esterhazy Privatstiftung.
Der Ausstellungstitel „Breaking the Frame – Making Future“ benennt dabei den Umstand, dass viele der gezeigten Positionen die herkömmlichen, als „autonom“ imaginierten Bildformate sprengen oder diese in Serien, Cluster-Werke oder Rauminstallationen aufgelöst haben. Die Motive und Themen der Künstlerinnen und Künstler sind dabei sehr unterschiedlich. Die Ausstellung zeigt einerseits zahlreiche sehr kräftige Installationen, jedoch gibt es zugleich mehrere Positionen, die von Verletzlichkeit und fließenden Übergängen handeln. Auch Nostalgie ist als Stimmung an mehreren Stellen zu spüren.
Nach mehreren Stichwahlen einigte sich die Expertenjury auf die folgenden Preisträger für den Esterhazy Art Award 2023: Gideon Horváth, Karina Mendreczky & Katalin Kortmann-Járay und Dominika Trapp. An sie ergeht der mit insgesamt EUR 15.000 dotierte Preis zu gleichen Teilen.
Jurybegründung zu Gideon Horváth (✽1990 Berlin, lebt und arbeitet in Budapest):
Gideon Horváth wirft einen frischen Blick auf das Mythologische und auf eine Welt als fortlaufenden Prozess des Werdens von immer neuen Gefügen. Seine rätselhaften Kompositionen von bewegten Figuren aus Bienenwachs, bronzenen Mündern, die sich aus Blättern überreifer Früchte emporheben, mit Nähten versehenen Vasen, Sonnengesichter und anderer Skulpturen berühren in spielerischer, leichtfüßiger Manier. Sie laden dazu ein, ihre Formen als fließende, sich verändernde Elemente wahrzunehmen, die die Fähigkeit haben, zu verschmelzen und sich zu verwandeln. Organische Existenz, gesellschaftliches Verhalten zur Welt, aber auch Orientierung in ihr sowie Fragen des Zusammenlebens sind ständige Themen im künstlerischen Werk von Gideon Horváth. Antike und Gegenwart schieben sich förmlich ineinander, mit dem Anspruch eine offene, gerechtere Zukunft zu gestalten.
Jurybegründung zu Karina Mendreczky (✻1988, Budapest, lebt und arbeitet in Wien und Budapest) und Katalin Kortmann-Járay (✻1986, Budapest, lebt und arbeitet in Budapest):
Für alle, die von der Last der posthumen Zeit erschöpft sind, bietet die Installation von Karina Mendreczky und Katalin Kortmann-Járay einen nostalgisch-surrealen Zufluchtsort. Es ist allerdings ein graues Lilliput-Land, ein eingezäunter Garten, in dem der Augenblick stillzustehen und das Wasser aus dem Druckbrunnen in der Luft wie Glas gefroren scheint. Unter dem schwarz-weißen Mond der Weiblichkeit tanzen winzige, korbköpfige Menschen auf den sandfarbenen Hügeln, während auf den gespannten Wäscheleinen Taschentücher und Büstenhalter aus japanischem Papier trocknen. Die Wege durch das mit mythologischer Sensibilität gebauten Werk führt an postapokalyptischen Glashäusern und an grotesken Pilzen mit menschlichen Gesichtern vorbei. Weizenähren bewegen sich regungslos im unsichtbaren Wind, und leise tönt die Melodie von „Sag mir wo die Blumen sind“. Für ihre originelle Sichtweise lobt die Jury das Künstlerpaar als einen der drei Gewinner.
Jurybegründung zu Dominika Trapp (✻1988, Budapest, lebt und arbeitet in Budapest):
Die Landschaften von Dominika Trapp bestehen aus reizvollen und zugleich erschreckenden organartigen Öffnungen und Vorsprüngen, in die Fallen verwobenen sind. Auf geschichteten Papierblättern mit altertümlichen Zickzackkanten und Papierecken entsteht auf diese Weise eine unheimliche Erzählung, die sich über die Zeichnungsränder hinaus erstreckt. Die akribisch getuschten Werke sind in der Ausstellung von einem unzusammenhängenden schwarzen Horizontstreifen umgeben, der mit schnellen Gesten von der Künstlerin angefertigt wurde. Ihre Installation ist eines der zeitgenössischsten Beispiele für ungarische visionäre Landschaftsmalerei.
Jurymitglieder
Dr. Julia Fabényi, Direktorin des Ludwig Museum, Budapest
Dr. Ulrike Groos, Direktorin Kunstmuseum Stuttgart, u.a. Stiftungsrätin Camille Graeser Stiftung Zürich, Mitglied der Kunstkommission QUIVID für Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum München
Barbara Horvath, Kuratorin, Kunsthistorikerin, Kuratorin des KUNST HAUS WIEN, Gründerin von art hoc projects, Wien
Dr. Stefan Ottrubay, Vorsitzender der Esterhazy Privatstiftung, Gründer des Preises, Eisenstadt
Gábor Rieder PhD, freiberuflicher Kunsthistoriker, Kurator, Kunstredakteur, Budapest
Zsuzsanna Szegedy-Maszák PhD, Kunsthistorikerin, Kuratorin, leitende Museologien des historischen Bildarchives des Ungarischen Nationalmuseums, Gastprofessorin Indiana University, Budapest
Vitus Weh, Ausstellungsleiter, Kurator und Kulturwissenschaftler, Berater für zeitgenössische Kunst der Esterhazy Privatstiftung, Eisenstadt / Wien
Über den Esterhazy Art Award
Der Kunstförderungspreis Esterhazy Art Award wird seit 2009 im Zwei-Jahres-Rhythmus für ungarische Künstler bis zum vollendeten 45. Lebensjahr vergeben. Ziel des Preises ist sowohl die Förderung der zeitgenössischen Kunst als auch des internationalen Dialogs. Mittlerweile gilt der Preis als tonangebend für den zeitgenössischen Kunstmarkt, denn für zahlreich Künstlerinnen und Künstler bedeutet die Nominierung den Beginn der internationalen Karriere.
Als jüngste Beispiele gelten Zsófia Keresztes und Márton Nemes, die 2017 bzw. 2019 mit dem Esterhazy Award ausgezeichnet wurden. Beide wurden ausgewählt, ihre Werke im Rahmen der renommierten „BIENNALE DI VENEZIA“ zu zeigen. Zsófia Keresztes bespielte den ungarischen Pavillon 2022, Márton Nemes wird sich 2024 in Venedig präsentieren.