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03.04.2019

Neue Sonderausstellung auf Burg Forchtenstein eröffnet

Jubiläums-Sonderausstellung „300 Jahre gesammelt – in 3 Tagen entwendet” zur Zeitgeschichte in der Burg Forchtenstein von 3. April bis 31. Oktober 2019 zu sehen.

300 Jahre Ausstellung Gruppenfoto

„300 Jahre gesammelt – in 3 Tagen entwendet” – lautet der Titel der temporären Ausstellung in der Burg Forchtenstein, welche die Schätze der geschichtsträchtigen Familie Esterházy und die Geschehnisse von vor hundert Jahren präsentiert. Im Rahmen der Ausstellung, die zeitlich mit dem hundertsten Jahrestag der Räterepublik in Ungarn verknüpft ist, wird auch jenes gesellschaftliche Milieu veranschaulicht, in dem nicht nur Land, Fabriken und Kleinbetriebe verstaatlicht, sondern den rechtmäßigen Eigentümern auch enorm viele Kunstschätze entwendet wurden.

Deutlich wird auch, dass der in der Burg Forchtenstein ausgestellte Teil der Sammlung eine Einheit mit den in Ungarn befindlichen Teilen des Forchtensteiner Schatzes bildet. Die würdige Präsentation und die Erforschbarkeit dieses Ensembles von Kunstgegenständen wird sowohl von den Kunsthistorikern als auch von der Esterházy Privatstiftung (Organisator der Ausstellung) für äußerst wichtig gehalten.

Den überlieferten Quellen zufolge beträgt die Anzahl jener Kunstgegenstände – unter anderem Porzellan, Möbel, Goldschmiedearbeiten, Schmuckgegenstände, Waffen, Gobelins, Spitzenstoffe und Teppiche – die den rechtmäßigen Eigentümern durch den Revolutionären Regierungsrat im Rahmen der sog. „Sozialisierung“ entwendet wurden, etwa 6-7000. Dies begann gleich am nächsten Tag nach dem Ausrufen der Räterepublik vor hundert Jahren, d. h. am 22. März 1919.

Die am 3. April in der burgenländischen Burg Forchtenstein eröffnete Ausstellung unter dem Titel „300 Jahre gesammelt – in 3 Tagen entwendet” will in erster Linie an den 1. April 1919 erinnern: An diesem Tag erschienen die Mitglieder des Direktoriums der Räterepublik aus Sopron und dem Komitat Sopron in der Burg Forchtenstein, um die dort seit Jahrhunderten in einer Einheit bewahrten Kunstschätze zu konfiszieren, d.h. diese nach der damals gebräuchlichen offiziellen Bezeichnung zu „sozialisieren”.

Die aus Hunderten von Kunstgegenständen bestehende Kunstsammlung von unschätzbarem Wert – es handelt sich überwiegend um Gegenstände aus Gold, mit Edelsteinen verzierte Schmuckstücke und Textilien – ist bis heute nicht in die Burg zurückgekehrt. Die aus 280 Stück bestehenden, nach Budapest gebrachten und die stürmischen Zeiten des 20. Jahrhunderts überlebenden Teile werden heute an verschiedenen Orten aufbewahrt; ihre Präsentation vor der breiten Öffentlichkeit und ihre Erforschbarkeit durch Wissenschaftler ist nicht, oder nur in sehr beschränktem Maße gewährleistet.

Die Ausstellung, die in der Burg Forchtenstein bis zum 31. Oktober 2019 besichtigt werden kann, erläutert die Epoche der Räterepublik anhand von Fotos und Infografiken, stellt die Praxis der „Sozialisation“, der Konfiszierung der privaten Kunstgegenstände vor, aber auch zahlreiche bedeutende und bekannte Objekte der als Forchtensteiner Schatz bezeichneten Sammlung sind hier zu sehen. Der gewaltsamen, nach bolschewistischem Schema durchgeführten Enteignung wird durch die Zurschaustellung jener kunstvoll gestalteten, millimetergenau auf das einzelne Kunstobjekt zugeschnittenen Behälter gedacht, welche – nach der Verschleppung der Kunstschätze unter militärischem Geleit – in der Burg verblieben sind. Die zu den seit hundert Jahren leerstehenden Behältern gehörenden, aus Forchtenstein verschleppten Kunstobjekte werden in der Ausstellung in digitaler Form präsentiert.

Bei der feierlichen Eröffnung erklärte Dr. Stefan Ottrubay, Vorstandsmitglied der Esterhazy Privatstiftung: „Die Schatzkammer der Burg Forchtenstein wurde zurecht Kunst- und Wunderkammer genannt, es war ja das in den vergangenen Jahrhunderten gesammelte und aufbewahrte, einzigartige Ensemble von Kunstschätzen der historischen Familie Esterházy hier verwahrt. Doch genau vor hundert Jahren wurde ein bedeutender Teil der Kunstschätze aufgrund der Entscheidung der Anführer der Ungarischen Räterepublik – wie das auch mit anderen Schätzen des Hochadels passiert war – unter militärischem Zwang enteignet und mit einer Eskorte nach Budapest gebracht, ohne dem Willen des damaligen Eigentümers, Paul von Esterházy IV, jegliche Achtung zu schenken. Seither signalisieren die auf die Objekte der Sammlung zugeschnittenen, maßgeschneiderten, aber unterdessen leer gewordenen Behälter und Lederetuis der Gegenstände das Fehlen der verschleppten Kunstgegenstände und demonstrieren die Zerrissenheit der Kunstsammlung.”

Bei der Eröffnung der Ausstellung machte Kunst- und Kulturhistoriker Dr. Hannes Etzlstorfer darauf aufmerksam, wie außergewöhnlich es in der Kulturgeschichte Europas sei, dass die Teile einer Kunstsammlung von Magnaten eine solch geschlossene Einheit bildeten und diese einheitliche Sammlung Jahrhunderte lang erhalten bliebe. Neben ihrer Größenordnung und den außerordentlich wertvollen Einzelstücken sei es eben diese Einheit, die diese Sammlung so bedeutungsvoll mache. Eben deshalb zeige sich ein besonderes Interesse an der Präsentation dieses Ensembles von Kunstgegenständen seitens der renommierten internationalen Ausstellungsstätten von New York bis Moskau, von Dresden bis London.

Kunsthistorikerin Dr. Erika Kiss, leitende Museologin des Ungarischen Nationalmuseums meinte, es bestünde in Fachkreisen Konsens darüber, dass die Kunstschätze, die von der Familie Esterházy gesammelt wurden, innerhalb des ungarischen Kulturerbes einen einzigartigen Stellenwert aufzeigen würden; diese befänden sich zwar in Ungarn, ihre Präsentation und ihre Erforschbarkeit seien jedoch nicht gewährleistet. Verschiedene ungarischen Kunsthistoriker hätten sich ausgesprochen den Gegenständen aus dem Forchtensteiner Schatz gewidmet, man könne aber bei weitem nicht behaupten, dass diese Forschungen abgeschlossen werden könnten, oder die ungarische Kunstgeschichtsschreibung hier nicht mehr viel zu tun hätte.

Historiker Dr. Pál Hatos, Dekan der Universität Kaposvár, der in der nahen Vergangenheit mit seinem – über die Räterepublik in Ungarn geschriebenen – Buch „Die verwunschene Republik – Geschichte des Zusammenbruchs im Jahre 1918 und die Geschichte der Revolution” beachtlichen Beifall unter den Fachleuten erntete, nahm eine eigentümliche Zeitschilderung vor.

Nach dem Ende der Räterepublik entwickelte sich das Schicksal des Forchtensteiner Schatzes im Einklang mit den scharfen Wendungen in der ungarischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Das Eigentumsrecht der Sammlung wurde nach der Sozialisation und dem Fall der Räterepublik zwar geklärt, aber die Rückbeförderung der verschleppten Teile der Sammlung nach Forchtenstein wäre zu dieser Zeit noch mit einem erheblichen Risiko verbunden gewesen. So wurde vom damaligen Direktor des Budapester Kunstgewerbemuseums, das die Sammlung in Verwahrung hielt, nach dem plötzlichen Tod von Nikolaus Esterházy I. der Treuhandvertag nach langen Verhandlungen, im Jahre 1923 mit dem Sohn von Nikolaus IV, Paul Esterházy V, unterfertigt, der als 19-jähriger die Verwaltung des Gutes eben übernommen hatte. Diese so breit wie möglich angelegte, auch auf mögliche Fälle der Höheren Gewalt eingehende, vertraglich festgehaltene, staatliche Garantieübernahme wurde im Namen des Staates Ungarn auch vom Minister für Religionen und allgemeinen Unterricht, Kuno Klebelsberg, dem hochkarätigen Staatsmann und Kulturpolitiker unterzeichnet. Der Zweite Weltkrieg und die kommunistische Diktatur brachten weitere Schicksalswenden für die Kunstschätze im 20 Jahrhundert. Diese stellten den bürgerlich eingestellten Herzog Paul V vor große Herausforderungen.
Die Esterhazy Privatstiftung ist der Ansicht, die Bereinigung des rechtlichen Status des Kunstobjekte-Ensembles würde in hohem Maße dazu beitragen, dass die Sammlung dem breiten Publikum und der wissenschaftlichen Forschung unter würdigen Verhältnissen und zur Gänze wieder zugänglich wird. Aufgaben und Pflichten der Leitung der Esterhazy Privatstiftung, welche von der Gründerin der in der ersten Hälfte der ’90-er Jahre gestifteten Privatstiftung, Melinda Esterházy, der Witwe und Generalerbin von Paul Esterházy V festgelegt wurden, sind die Bewahrung der kulturellen Güter sowie die Gewährleistung ihrer Erforschbarkeit und ihrer Präsentation in möglichst breiten Kreisen der Öffentlichkeit. Durch diese Berufung gesteuert ist die Esterhazy Privatstiftung bestrebt, die rechtliche Einheit der einzelnen Teile der Sammlung wiederherzustellen, wobei sie den geschützten Status der Kunstobjekte in Ungarn respektiert.

Diese über Jahrhunderte andauernde, ungebrochene Einheit ist es, was diese Sammlung so bedeutend macht und die es ermöglichen würde, dass die vollständig gewordene Sammlung in öffentlichen Budapester Museen unter würdigen Umständen präsentiert wird, sei es im Rahmen von ständigen oder auch temporären Ausstellungen zu abwechslungsreichen Themenbereichen; ebenso auch die wissenschaftliche Erforschung der Sammlung; die intensive Einbindung des Kunstobjekte-Ensembles in den kulturellen Kreislauf in Ungarn und international, all das über die Bewegung der zur Sammlung gehörenden Objekte zwischen den einzelnen Esterhazy-Standorten sowie durch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Standorte.
Die Esterhazy Privatstiftung ist daher auch weiterhin bemüht, mit den Vertretern des ungarischen Staates einen Dialog über sämtliche offene Fragen bezüglich der Kunstobjekte und des kulturellen Erbes der historischen Familie Esterházy zu führen.

Die Sonderausstellung „300 Jahre gesammelt – in 3 Tagen entwendet” ist noch bis Ende Oktober im Rahmen der Ausstellung „Helden, Schätze, Beutestücke" kostenlos zu besichtigen.

Fotos zum Download (Fotograf Gergely Csigó, Fotocredit Esterhazy):

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