Gartenkünste

Die Entwicklung des Englischen Landschaftsgartens ist ursächlich von einem bildbezogenen Denken motiviert. Seine neuartige Wegführung sollte sich von einem pittoresken Bild zum nächsten winden, liebliche und dramatische Szenen sollten überraschend abwechseln. Auch der um 1800 errichtete Schlosspark Eisenstadt ist so konzipiert. Wie aber könnten in solch einer Garten-Dramaturgie heutige Szenerien aussehen?
Die Ausstellung präsentiert vier Vorschläge international renommierter KünstlerInnen als Diskussionsgrundlage, um den historischen Landschaftspark in Eisenstadt durch einen Parcours an zeitgenössischen Ansichten zu ergänzen.
GARTENFRONT – „Sala Terrena“

Die Künstlerin Anna Artaker (*1976 in Wien) hat ihre Aufmerksamkeit den zugemauerten Sala-Terrena-Bögen auf der Gartenfront von Schloss Esterházy gewidmet. Ihre virtuellen Laubengänge lassen die ursprüngliche Offenheit und Durchgängigkeit dieser Zone wiederaufleben.
Das ornamentale Vorbild sind die perspektivischen trompe l’œuil-Elemente barocker Gartenkunst, die mit hölzernen Treillagen oder Zierspalieren erzielt wurden. Der Vorschlag von Anna Artaker, der sich über alle Bogenfelder erstreckt, hätte wohl eine ähnlich suggestive Wirkung.
Ausgeführt werden soll das Werk in Sgraffito, einer sehr dauerhaften Kratzputz-Technik aus der Renaissancezeit.

ORANGERIE – „Wasserspiele“

Für seinen Entwurf greift Markus Schinwald die ästhetischen Ideen der barocken Gartengestaltung des Schlossparks auf. Die Front der Orangerie wird mit drei geometrisch geschnittenen Teichen akzentuiert.
Vor dem Mittelrisalit des Pavillons befindet sich ein Becken in Medaillonform. Daran schließen sich, zu beiden Seiten gespiegelt, zwei längsgerichtete Bassins an. Ihre Schmalseiten nehmen die Rosettenformen der benachbarten Blumenbeete auf. Regelmäßigkeit, Symmetrie und getrimmte Pflanzen bestimmen diese Anlage. Fassaden und Fenster spiegeln sich in den flachen Wassern. Als Beitrag der Moderne setzt Schinwald menschliche Figuren in die Teiche. Sie werden in 3D gedruckt und hocken nackt und ohne Attribute ausgesetzt über den Wasserflächen.
Ihre Betonkrusten lassen sie karg und vereinsamt wirken. Sie sind Allegorien des bloßen Menschseins, die – nicht wie Narziss sich im Spiegelbild verlieren – sondern denen der Wasserstrahl auch noch das Sehen nimmt.

WARTEN AUF REGEN – „Fermata“


Die in Paris lebende Künstlerin Katinka Bock hat sich mit dem Wasserkreislauf des Parks beschäftigt. Ähnlich wie darin einst eine musikalische Abfolge von Brausen, Plätschern und Gemurmel inszeniert wurde, will sie das Wasser wieder hör- und spürbar machen.
Vorgeschlagen wird das zweiteilige Werk „Fermata“: Einerseits ein Pavillon am Rande des Obeliskteichs, in dessen Inneren man dem Regen lauschen kann. Geformt wie ein amorphes Organ – Ohr und Auge zugleich – soll er über auf die Wasserfläche auskragen. Das Pendant dazu ist ein Mobile aus überdimensionalen Agavenblätter, das im Mittelpavillon der Orangerie schwebt. Je nach Regenmenge, die sich in einem großen Teelöffel sammeln soll, wird sich das Mobile heben und senken. Das Werk wird also, ähnlich wie die gesamte burgenländische Landschaft, auf Regen warten.

AM WASSERFALL – „In Arcadia“


In der Schlucht unterhalb des Leopoldinentempels rauschte einst ein imposanter Wasserfall. Da der Wasserfall jedoch keinen natürlichen Zulauf hatte, war sein Betrieb aufwändig und immer nur kurzfristig möglich.
Daran anknüpfend hat die schottische Künstlerin Susan Philipsz unter dem Titel „In Arcadia“ einen Vorschlag für eine gleichsam tröpfelnde Vierkanal-Toninstallation entwickelt, die in der alten Wasserfall-Schlucht erklingen und sich mit dem umgebenden Gezwitscher der Vögel und dem Rauschen der Bäume verbinden soll.
Basierend auf einem pastoralen Lamento von Ben Jonson, das William Horsley in ein polyphones Musikstück fasste, und inspiriert von Nicholas Poussins berühmtem Bild Et in Arcadia Ego (1637), lässt die Soundinstallation von Susan Philipsz eine Zusammenkunft von flötenspielenden Schäfern erahnen.